Genealogie und Ahnenforschung in Österreich
Ahnenforschung in Österreich - ist ein Begriff der besonders durch die Veränderung des Landes geprägt wird. Österreich ist heute ein kleiner Staat, der jedoch bis 1918 eine europäische Großmacht war, und eine deutlich größere geographische Ausprägung hatte - die Landkarte unten zeigt die Ausdehnung der Monarchie zur Zeit der Jahrhundertwende des 19. Jahrhunderts.
Die Geschichte der österreichischen Länder war bewegt. Österreich – Ungarn, die kaiserlich und königliche Doppelmonarchie, entstand im Jahr 1867, wobei die Grenzlinien des Habsburgerreichs öfters neu gezogen wurden. Länder änderten ihre Namen, Menschen ihre Nationalität.
Der Fluss Leitha als Grenze zwischen den beiden Reichshälften, trennte „Transleithanien“ von „Cisleithanien“. Von Wien aus gesehen, bedeutete Transleithanien das Land jenseits der Leitha, Cisleithanien die diesseitige Hälfte des Reiches.
Die offizielle Bezeichnung war jedoch „Die im Reichsrate vertretenen Königreiche und Länder“ für Cisleithanien und für Transleithanien „Die Länder der heiligen ungarischen Stephanskrone“.
Zu Cisleithanien zählte man die Kronländer
1. Königreich Böhmen
2. Königreich Dalmatien
3. Königreich Galizien und Lodomerien, Großherzogtum Krakau
4. Erzherzogtum Österreich unter der Enns
5. Erzherzogtum Österreich ob der Enns
6. Herzogtum Bukowina
7. Herzogtum Kärnten
8. Herzogtum Krain
9. Herzogtum Salzburg
10. Herzogtum Ober- und Niederschlesien (Österreichisch-Schlesien)
11. Herzogtum Steiermark
12. Markgrafschaft Mähren
13. Gefürstete Grafschaft Tirol
14. Land Vorarlberg
15. Österreichisches Küstenland
16. Gefürstete Grafschaft Görz und Gradisca (Österreichisch Friaul),
18. Stadt Triest
19. Markgrafschaft Istrien
Der transleithanischen Reichshälfte gehörten die folgenden Kronländer an:
20. Königreich Ungarn
21. Königreich Kroatien und Slawonien
22. Stadt Fiume
Nach dem Berliner Kongress 1878 war das von Österreich okkupierte Bosnien und Herzegowina immer noch Teil des osmanischen Reiches, und deshalb werder Transleithanien noch Cisleithanien zugeordnet. Manchmal benutzte man auch die Bezeichnung „Reichsland“ für Bosnien und die Herzegowina.
Nach dem ersten Weltkrieg zerfiel die k&k Monarchie, die Länder wurden eigene Staaten. Der multikulturelle Vielvölkerstaat hatte 1914 52,8 Millionen Einwohner und eine Gesamtfläche von 676.615 km².
Dieses Buch über Ahnenforschung bezieht sich in erster Linie auf den deutschsprachigen Teil der k&k Monarchie. Die Verfügbarkeit von Daten in Archiven, sowie der Zugang zu Kirchenbüchern in den ehemaligen nicht deutschsprachigen Kronländern, gestaltet sich zumeist abweichend vom Beschriebenen.
Für viele Familien im heutigen Österreich trifft es zu, dass ihre Ahnen zum Beispiel aus Böhmen, Mähren, Ungarn oder anderen Teilen der Monarchie stammen. Wer in diesem Fall Ahnenforschung betreiben will, sollte die Modalitäten in den Archiven, bzw. die Art der Verwaltung der Kirchenbücher vor einer Reise ins Archiv, oder zum Wohnort der Vorfahren erfragen. Oft werden Kirchenbücher nicht mehr in den Pfarren, sondern in zentralen Archiven aufbewahrt.
Österreich war immer schon ein Mischvölkerstaat - besonders im Bereich der Landeshauptstadt Wien lebten viele Menschen aus den Kronländern der Monarchie - wer also in Österreich Ahnenforschung betreibt findet manchmal seine Wurzeln in Ländern die heute nicht mehr zu Österreich gehören. Hinzu kommt dass wiederum viele Menschen die heute nicht mehr in Österreich leben Ihre Wurzeln in Österreich finden - verursacht wurde dies durch Wanderbewegungen - Auswanderung und Einwanderung.
Mit Beginn der Industrialisierung beginnen auch Wanderungsbewegungen in Europa - sowohl im 19 als auch im 20 Jahrhundert gabe es große Ein- und Auswanderungsbewegungen – oft folgten die Menschen den Arbeitsmöglichkeiten und den Industriestandorten. Seit dem Jahr 1832 war eine Auswanderung aus Österreich nur noch mit behördlicher Genehmigung möglich – innerhalb der Monarchie durfte man ab 1848 den Lebensmittelpunkt verändert – ab 1867 wurde die Auswanderung aus der Habsburgermonarchie erlaubt.
Gefördert wurde die Auswanderungstendenz durch den Ausbau des Verkehrswesens – die Eisenbahn wurde zu einem Breitenbeförderungsmittel, Schiffe erledigten den Transport nach Übersee.
Die Städte begannen in der Folge stark zu wachsen - so stieg die Bevölkerungszahl in Wien zwischen 1880 mit 700.000 auf 2 Millionen Einwohner im Jahre 1910.
Zwischen 1870 und 1910 wanderten über 3,5 Millionen Menschen aus der k&k Monarchie per Schiff aus.
Eine deutliche Veränderung ergab sich ab 1918 mit dem Zerfall der k&k Monarchie, speziell deutschstämmige Soldaten und Beamte aus den verlorenen Gebieten in Krain, dem Küstenland, Böhmen, Mähren, Teilen Kärntens und Südtirol kehrten in das stark verkleinerte Österreich heim. In Wien gab es 1918 fast 39.000 Flüchtlinge verschiedenster Herkunftsländer.
Österreich (besonders das Burgenland mit 25.000 Menschen) stellte teilweise die größte Menge an Auswanderern in dieser Zeit in die USA. In der Zeit von 1921-1937 wanderten ca. 75.000 Menschen in die USA, Brasilien und nach Argentinien aus. Verursacht wurde die Auswanderung durch die schlechte wirtschaftliche Lage in Österreich in dieser Zeit.
Linktipps zur Migration
http://www.the-burgenland-bunch.org/homepage.htm - burgenländische Auswanderer
https://www.bifie.at/buch/1024/b/2 - Migration - Erste Befunde für das österreichische Bildungswesen
Volkswirtschaftliche Auswirkunden der Migration
Auswanderung nach Lateinamerika
Auswanderung nach Argentinien