Die Zunftpokale und Zunftkannen des Troppauer städtischen Museums
Hier gehts zurück zur Übersichtsseite Literaturtipps und genealogische Quellen zur Ahnenforschung
Die Zunftpokale waren in den Jahren 1906/1907 im Besitz des Troppauer Museums - auf diese Stücke bezieht sich dieser Artikel
A. Zunftpokale
1. Der Pokal der Troppauer Fleischhacker-Zunft, Inv.-Nr. 50.
Derselbe ist aus Silber mit getriebenem Laubwerk und Deckelfigur, einem
Fahnenhalter, zeigt die Meistermarke J. Z. F. und ist samt Deckelfigur 47 cm hoch. Auf der Fahne lesen wir über dem Auge Gottes die Worte: „Gott siht Alles“, dann die Namen der Zechmeister, Beisitzer und Altknechte auf der Cupa; anletzterer sind überdies 3 Löwenköpfe angebracht, mit Zunftschildern aus den Jahren 1649, 1667 und 1714; der letztgenannte zeigt folgende Inschrift: »lustig und wagger seindt die Fleischhagger, sie laufen das lond wol auf und nider, verdienen sie was, versaufens sis auch wieder«. Der Becher selbst stammt aus dem Jahre 1728. Nach dem Meisterzeichen J. Z. F. zu urteilen ist der Schöpfer des Pokals Johann Zacharias Valentin, der seit 1725 Goldschmied in Troppau war. Man vergleiche diesbezüglich den trefflichen Aufsatz Dr. E. W. Brauns »Alt-Troppauer Goldschmiedekunst« im 1. Jahrgang dieser Zeitschrift 1905/6. Heft 1, p. 35
2. Der Zunftpokal der Troppauer Schuhmacher, Inv.-Nr. 278.
Dieser in Zinn gegossene Becher zeigt einen einfachen, glatten, kreisrunden Fuß; über dem Nodus erhebt sich der eigentliche Becher, der oben und unten mit je 8 Löwenköpfen geziert ist, die ehemals Ringe im Maul trugen; dieser
mittlere Teil erscheint nach oben und unten erweitert und trägt die Inschrift: „Die ganze Brüderschaft des löblichen Handwerck der Schuhmacher in Troppau: Anton Gottwald; V. Freywald: Ald-Gesell“.
Der gleichfalls einfache Deckel ist mit einem Rittersmann geschmückt, der in der Rechten eine Fahne, in der Linken einen Schild trägt mit dem Symbol der Schuhmacher, einem Reiterstiefel, und der Jahreszahl 1736; auf der einen Seite der Fahne ist ein Hahn, auf der anderen die Jahreszahl 1745. Höhe des Fußes samt Nodus 13 cm; Mitte 14 cm; größter Durchmesser des Bechers 14 cm; Höhe der Cupa samt Fahnenträger 17V2 cm; Oesamthöhe 54V2 cm; Stil: barock, — kein Meisterzeichen. Fig. 20.
3. Der Zunftpokal der Troppauer Tuchmacher, Inv.-Nr. 213.
Der in Zinn gegossene Becher ist dem vorhergehenden ganz ähnlich gearbeitet, nur erscheint der mittlere Teil, der eigentliche Becher, höher und schlanker, die Zahl der Löwenköpfe beträgt oben und unten je 7, die Ringe in dem Maul der Löwen sind noch vorhanden; das auf der Cupa befindliche Wappen zeigt das Symbol der Tuchmacher, die Schere, von einem Lorbeerkranze umgeben, mit der Jahreszahl 1685; die Fahne des auf der Spitze der Cupa befindlichen Rittersmannes ist verloren gegangen. Stil: barock, — kein Meisterzeichen.
4. Der Zunftpokal der Troppauer Fleischer-Gehilfen, Inv.-Nr.
4582, in Zinn gegossen. Über dem einfachen mit Nodus versehenen Fuße
erhebt sich der krugförmige Mittelteil; die untere ausgebauchte Partie dieses Mittelteils weist eingravierte Weinblätter und Trauben auf, außerdem in der Peripherie 5 Löwenköpfe, welche einst im Maule Ringe trugen; die obere, weit engere Partie des Mittelteiles enthält folgende Gravierung: »Karl Gros als Herbergs- Vatter; Joseph Mohr erster Beisitzer, Georg Schwarz als Alt-Gesell, Joseph Bocheneck, Neben-Alt-Gesell«. Auf entgegengesetzter Seite lesen wir in Lorbeerzweigen: „J.S. in Troppau, 1825“ (Meisterzeichen). Der obere, mit Ornamentik geschmückte Rand zeigt gleichfalls 5 Löwenköpfe. Die einfach gehaltene Cupa ist, wie beim Pokal der Tuchmacher, beschädigt; jedesfalls war dieselbe durch einen Fahnenträger abgeschlossen und der vor demselben befindliche Barockschild ist noch wohlerhalten; wir sehen auf letzterem einen von einem Fleischerhunde gehetzten Ochsen und darüber zwei gekreuzte Fleischhauerbeile.Stil: barock.
5. Der Zunftpokal der Engelsberger Weber oder Zichner,
Inv.-Nr. 1768, ein Glasbecher ohne Fuß und Cupa, Höhe 14 cm, Durchmesser unten 7/4 cm, oben 11 cm, also ein umgekehrter Kegelstutz. Das Stück zeigt einen vorzüglichen Schliff. Auf der einen Seite befindet sich zwischen zwei
Löwen das Symbol der Weber: Garnspulen, darüber eine Krone mit der Jahreszahl 1751 und die Worte: »Vivat, es leben die Zichner!«, auf der entgegenge setzten Seite die Worte: »Die Zichner arbeitten daß garn, blau und weiß, und trincken daß bier mit allen Fleiß«. Darunter sehen wir ein Garnwickelrad und das Wort: »vivat!«. Stil: barock.
B. Zunftkannen
1. Die Zunftkanne der Troppauer Rotgerber, Inv.-Nr. 681.
Der 25 cm hohe zinnerne Krug zeigt auf der einen Seite eine Gravierung zweier von einem Lorbeerkranze umgebenen Löwen, zwischen denen sich die Symbole der Rotgerber: Bottich und Schabmesser, befinden. Der flach gewölbte Deckel ist gleichfalls mit einem Lorbeerkranze geziert, innerhalb dessen wir die Worte lesen: »Angeschaft 1805, renoviert 1825«. Der schön geschwungene Henkel zeigt unten einfache Verzierung.
2. Die Zunftkanne der Troppauer Schlosser, Inv.-Nr. 164. Dieselbe ist in Zinn gearbeitet, 26 cm hoch und hat einen einfachen, ganz
schmucklosen Henkel. Auf der Kanne lesen wir Folgendes:
Johann Englisch von Jagerndorf;
Josef Demel von Neutitschein;
Johann Fischer von Rautenberg;
Vallentin Matschofsky aus Krakau;
Wilhem Schulroth aus Leipzig;
Christian Gotthart aus Brieg;
Constantin Aschmar aus Breslau;
Jakob Rzunciki aus Krakkau.
Auf dem Deckel oben steht im Kreise: „Vivat, es leben die Stifter der Kanne“; im Innern des Kreises befinden sich die Symbole der Schlosser: zwei gekreuzte Schlüssel, darunter ein Schloß und die Jahreszahl 1835; auf dem zweiten erhabenen Rande darunter: »es lebe der Alt-Oesell«, und auf einem
dritten Rande erscheinen zwei ineinander geschlungene Hände mit der Inschrift: »Willkommen Gesellschaft«.
3. Der Zinnkrug der Troppauer Rauchfangkehrerzunft,
Inv.-Nr. 3791, Zinnguß, Auf der Vorderseite lesen wir:
Franz Hauke von Frankenstein als Altgesell!
Anton Nowak von Troppau! —
Wilhelm Guttmann von Troppau! —
Cari Wenzel von Breslau! —
Franz Riedel von Ollmütz als Junggesell! —
auf dem Deckelrand: »Vivat, es leben die Stifter, 1834«; oben auf dem Deckel sehen wir, von Lorbeerzweigen umgeben, das Symbol der Rauchfangkehrer: drei Schereisen im Volksmunde Rauchfangkehrerkratze genannt. Krug undHenkel zeigen — eingravierte Kreislinien ausgenommen — keine Ornamentik.
4. Der Zinnkrug der Altgesellen der Troppauer Schmiede
zunft, Inv.-Nr. 814, Die Kanne hat die Worte eingraviert:
„Altgesell August Ungar - 1856. Ferdinand Schenk.“ Auf dem Deckelrande
steht: „Hoch lebe die Bruderschaft!“ und dabei das Symbol der Freundschaft, zwei verschlungene Hände; oben, von Lorbeerzweigen umgeben, befindet sich
das Symbol der Schmiede: ein Hufeisen; der Henkel ist unten gerippt. Fig. 22.
Autor: E.G.