Frankreichs Erz und Metallproduction im Jahre 1885.


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Bevor wir uns mit der eigentlichen Metallindustrie Frankreichs eingehender beschäftigen, wollen wir Einiges über die Gewinnung der Metalle aus den Erzen erwähnen, welche mit Ausnahme des Eisens eine untergeordnete Rolle spielen. Seit der Krise des Jahres 1883 hat die Ausbeutung der Eisenerze, welche sich bis dahin in aufsteigender Linie bewegte, um beiläufig 22 Percent abgenommen. Der Production an Eisenerzen im Jahre 1882 mit 3,476.600t stehen im Jahre 1885 nur 2,318.000 t gegenüber. Der Durchschnittspreis des geförderten Erzes betrug 3 Frcs. 86 Cts., daher die Gesammtproduction den Werth von beiläufig 8,950.000 Frcs. repräsentirte.

Bei diesen Bergbauunternehmungen standen 9200 Arbeiter in Verwendung und erhielten einen Durchnittstaglohn von 3—4 Frcs. per Kopf.

Das Gros der Bergbaubetriebe findet sich in dem Departement Meurthe et Moselle, und wurden von den dortigen Unternehmungen zwei Drittel der Gesammtförderung producirt. Die Gesammtproduction betrug 1.600.000 t Eisenerze.

Die Ausbeutung des Eisenerzbergbaues nahm in Frankreich seit der Mitte dieses Jahrhunderts, wo dieselbe noch gegen 4,600.000 t betrug, langsam, aber stetig ab, was hauptsächlich darauf beruhen dürfte, dass der Eingangszoll auf Roherze soweit ermässigt wurde, dass der Import sich beinahe verdoppeln konnte. So wurden beispielsweise im Jahre 1876 849.000 t nach Frankreich importirt,  welcher Ziffer 1413.000 t im Jahre 1885 gegenüberstehen. Die Cession ElsassLothringens dürfte auch an der Minderproduetion einen bedeutenden Antheil haben.

Deutschland, Spanien und Algier importiren nach Frankreich. Die Förderung der übrigen erzhältigen Mineralien ist mit Ausnahme eines silberhältigen Bleierzes und des Schwefelkieses von geringer Bedeutung. Der Werth der im Jahre 1885 geförderten sonstigen Erze betrug: Schwefelkies 2,733.000 Frcs., silberhältiges Bleierz 2,580.000 Frcs., Zinkerz 327.000 Frcs., Antimonerr 77.000Frcs., Kupfererz 46.000 Frcs. und Zinnerz 16.000 Frcs.

Im Jahre 1885 wurden nach Frankreich für 12,180.000 Frcs.

Kupfererze, 455.000 Frcs. Bleierze, 96,000 Frcs. Zinnerze und 2,278.000 Frcs. Zinkerze importirt. Der Werth der Einfuhr an Rohinetafl betrug für Kupfer 31,250.000 Frcs., Blei 17,614.000 Frcs., Zinn 13,287.000 Frcs., Zink 12,589000 Frcs. und diverse Metalle 3,000.000 Frcs.

Der Werth der importirten Erze und Rohmetalle erreichte beiläufig die Summe von 100,000.000 Frcs., der Werth der Ausfuhr betrug kaum 20,000.000 Frcs.

Vergleicht man den Productionswerth Frankreichs mit dem einiger anderer Länder, so ergeben sich beispielsweise für die Kupferproduction folgende Ziffern für Spanien 25,000.000 Frcs., Deutschland 24,000.000 Frcs., Cap-Colonie 10,000.000 Frcs., Portugal

8,000.000 Frcs. etc.; für Bleiproduction: Spanien 41,000.000 Frcs, Deutschland 24,000.000 Frcs., Grossbritannien und Irland 10,000.000 Francs, Australien 7,000.000 Frcs.; für Zink: Deutschland 9,000.000 Francs, Italien 6000.000 Frcs. und Spanien 1,500.000 Frcs.

Aus oben angeführten Ziffern erhellt, dass Frankreich in Bezug auf das Vorkommen erzhaltiger Mineralien nicht von hervorragender Bedeutung ist.

Gusseisen.

Die Production des Gusseisens in Frankreich im Jahre 1885 betrug 1,631,000 1 im Werthe von 100,700.000 Frcs. Das hierzu nöthige Metall wurde durch 95 Unternehmungen mit 132 Hochöfen gewonnen. Die Zahl der in Betrieb gewesenen Hochöfen betrug noch in den Fünfzigerjahren 600. Dieser Rückgang erklärt sich theilweise dadurch, dass der gegenwärtige Betrieb sich grösstentheils in Coaksöfen vollzieht, wodurch es möglich, ein 16mal grösseres Quantum Erze zu verarbeiten, als in den früher gebräuchlichen mit Holzkohlen beschickten Hochöfen erzielt werden konnte.

Zu den Departements, welche in Bezug auf Erzeugung von Gusseisen am hervorragendsten sind, gehören: Meurthe et Moselle mit 707.000 t, Le Nord mit 218.000 t‚ Saone et Loire mit 114.000 t und Le.Pas-de.Calais mit 93.000 t. Durch Verwendung der Coaks an Stelle der Holzkohle ist ein Rückgang im Preise des Eisengusses von 150 bis 65 Frcs. per Tonne eingetreten.

Die Production an Eisen betrug 1885 782.000 t, hievon gewöhnliche Handelswaare 659.000 t Bleche 118.000 t und Schienen 5000 t.

Die Fabrication des Stahls hat, wie überall, seit den letzten 15 Jahren, so auch in Frankreich einen  ausserordentlichen Aufschwung genommen, der eben dadurch hervorgerufen wurde, dass man eine grosse Zahl Erzeugnisse der Metallindustrie, welche früher aus Bronze, Eisen oder Guss hergestellt wurden, nur mehr aus Stahl erzeugt. Der Verbrauch an Stahl für Eisenbahnzwecke im Jahre 1885 betrug allein 554.000 t im Werthe von 122,000.000 Frcs., wovon 356.000 t zu Schienen, 152.000 t zu verschiedenen Zwecken und 46 t zu gewalztem Stahl, Blechen etc. verarbeitet wurden.

Durch Einführung des Besserner- und Martin-Verfahrens bei der Stahlerzeugung wurde der Preis in beiläufig 40 Jahren per Tonne von 850 auf 220 Frcs. herabgedrückt und waren im Jahre 1885 140 Frcs. für 1000 kg Schienen kaum zu erzielen.

Unter den 62 Unternehmen, welche sich mit der Erzeugung von Stahl beschäftigen, finden ‚wir die Departements Meurte et Moselle mit 86.000 t Le Nord mit 85.000t, Saone-et-Loire 87.000 /

und Le Pas de Calais mit 73.000 t als die hervorragendsten. Die Gesammtproduction des Eisenhüttenbetriebes in Frankreich betrug im Jahre 1885 3,000.000 t und repräsentirte einen Werth von 355,000.000 Frcs. Dieser Industriezweig beschäftigte im Jahre 1885 55.000 Arbeiter, benöthigte 3,900.000 t Brennmateriale und verwendete 1964 Dampfmaschinen und 533 Wassermotoren mit zusammen 109.000 Pferdekräften. Zu den grössten Unternehmungen der Metallindustrie Frankreichs gehören die Etablissements von Fives-Lille Cail, die Werke von St. Chamond, das Unternehmen Claparde, die Hüttenwerke der Mediterrane et de l‘Ocean, die Betriebe Indret, Dorian, Holtzer und Compagnie, Commentry und Pontgibaud und insbesondere die durch ihre Güsse, die Vorzüglichkeit ihrer Erzeugnisse, sowie durch die Anzahl der beschäftigten Arbeiter und die in denselben eingeführten mustergiltigen Einrichtungen hervorragenden Werke des Creuzot. Diese Werke beschäftigten im Jahre 1885 16.000 Arbeiter, producirten 500.000—600.000 1 Steinkohle, 200.000 1 Guss und Gusswaaren und 150.000 1 Walzeisen und Stahl. In den ‘Werken des Creuzot werden alle wie immer Namen habenden Eisenconstructionsarbeiten ausgeführt, deren hervorragendste, die mehr als 3000 1 wiegende Brücke von Freiburg, die Schiffsmaschinen des „Formidable“ und des „Terrible“ mit zusammen 14.500 Pferdekräften, die Dachstuhlconstruction des Bahnhofes von Orhans im Gewichte von 2340 1 und der Dock von Sagon, welcher 4500 1 schwer ist. Jeder Arbeiter des Creuzot wohnt in einem kleinen Hause mit Garten. Nach 2öjähriger Dienstzeit hat er Anspruch auf den Betrag von 500 Frcs., wenn er ledig und 750 Frcs. falls er verheiratet wäre, und zwar ohne dass er wie immer Namen habende Abzüge von seinem Gehalte zu erleiden hätte. Im Krankheitsfalle findet die ärztliche Behandlung unentgeltlich statt. Die Besitzer des Creuzot haben diesen humanitären Einrichtungen allmälich schon mehr wie eine Million zugeführt.

Die Eisenindustrie Frankreichs hat sich in Folge der Massnahmen der Regierung, die Einfuhr der Erze durch ZolLfreiheit zu begünstigen, die Fabrikate aus denselben bei der Einfuhr jedoch mit hoher Steuer zu belegen, sehr gehoben. So bezahlt man z. B. für Roheisen 2 Frcs. per Centner, für Stangeneisen und Stahlschienen 6 Frcs. Für eine stehende Dampfmaschine müssen 6 Frcs., für eine Locomotive 10 Frcs. und für eine Schiffs-Dampfmaschine 20 Frcs. Eingangszoll per Centner bezahlt werden. Hieraus geht hervor, dass für eine beispielsweise aus England importirte Locomotive 3000—4000 Frcs. Eingangszoll zu bezahlen wäre.

Frankreich producirt kaum zwei Drittel der nöthigen Erze und Brennmaterialien, die es zu seiner Metallindustrie benöthigt, und trotz dieser ungünstigen Bedingungen hat sich diese Industrie, insbesondere die Stahifabrikation zu bedeutendem Umfange und anerkannt vorzüglicher Qualität entwickelt. An Eisen, Guss und Stahl wurden im Jahre 1885 135.000 1 importirt, welchem 42.000 1 Export gegenüberstehen.

An Maschinen betrug der Import 40.000 t, der Export 20000 t.

 

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