Aus Gustav-Adolf von Kloedens Erdkunde von 1875.
1. Teil Niederschlesien, zweiter Teil Oberschlesien

Die Provinz Schlesien,716,25 R.O.M. mit 3.707.167 Bewohnern, nahe so groß, wie die Provinz Brandenburg. 410,6 O.M. sind Frucht, 79,19 O.M. Gras,216,5 O.M. Holz tragende, 25,1 O.M. fast ertraglose Fläche.
1869,27 Kilom.= 246,8 g.M. Eisenbahnen (1872) - ein siebtel ist Gebirge, dreisiebtel sind Berg- und Hügelland, 3 siebtel welliges und ebenes Tiefland. Kiefer und Fichte bilden die Massenreviere des höher gelegenen Diluvialbodens, während Lärche, Bergahorn, Esche und Eiche eingesprengt vorkommen, wogegen die Buche selten ist und der Mittel- und Niederwald fast ganz fehlt.

Als Schlesien in und nach dem siebenjährigen Kriege an Preußen kam,unterschied man:

Niederschlesien mit den unmittelbaren Fürstenthümern Breslau, Brieg, Schweidnitz, Jauer, Liegnitz,Wohlau und Glogau; den mittelbaren Fürstenthümern Sagan, Oels und Karolath; den freien Standesherrschaften Militsch, Trachenberg,Wartenberg und Goschütz, und den Minderherrschaften Reuschloß, Freihan und Sulau;

Oberschlesien mit den unmittelbaren Fürstenthümern Oppeln und Ratibor,dem mittelbaren Fürstenthume Münsterberg, Dem Preußischen Antheile an den mittelbaren Fürstenthümern Neiße, Troppau und Jägerndorf, den freien Standesherrschaften Pleß und Beuthen, und der freien Minderherrschaft Loslau; - und die souveraine Grafschaft Glatz, eine Herrschaft, die 1462 zu einer Grafschaft erhoben worden war.

Mehr als ein drittel der Provinz (36,8 %) hat Lehm- und Tonboden, am meisten der Reg. Bez. Breslau (47,8 % seiner Fläche); etwas ein drittel ist Sandboden, am meisten in Oppeln. Der Lehm liegt weit überwiegend auf der Höhe. Das mittelschlesische Becken enthält mit seinen bei Liegnitz am mächtigsten erscheinenden Lehm - und Tonschichten die fruchtbarsten Theile der Provinz, und nächst ihm die Berggelände, während weiter nach S.O. die Braunkohlenmassen herrschend werden. Meitzen rechnet als dem Hochgebirge angehörend
70,8 O.=M. (in welchem 87,7 % der Fläche Lehm sind), und links von der Oder gute Bergländer 242,7 O.=M. (in welchem 64,5 % der Fläche Lehm und 12,6 % Sand sind),und die übrige Provinz 417,7 O.=M.
(in welcher47,2 % der Fläche Sand, 34,9 % gemischter Boden und
12,9 % Lehm sind)

Das östliche Oberschlesien hat schon wegen seines nassen, undurchlassenden Untergrundes keinen guten Boden; besonders nachteilig ist der dem Tone beigemischte feine Schwemmsand. Zu den günstigeren Teilen gehören der Norden des Kreuzburger Kreises, die Gegend des Annaberges bei Ujest bis Tost, der Boden um Gleiwitz und der S. des Plesser Kreises. Links von der Oder haben Kosel und Ratibor trefflichen Boden; auf dem Übergange zum Gebirge ist er weniger gut; aber höher hinauf, in den weiten, welligen Plateaus wird er so vorzüglich, wie in des besten Kreisen Mittelschlesiens. Auch der höhere Gebirgsrand, mit seinem Lehm auf den krystallinischen und Übergangs-Gebirgsschichten, ist von großer Fruchtbarkeit.

Mittelschlesien hat selbst in seinem mehr als 30 O.M. großen Hochgebirgsgebiete keinen ungünstigen Boden, selbst nicht auf dem Sandsteine. Reichen Ertrag aber geben erst die Landstriche nach der offenen Ebene hin, nur daß der hier weit ausgedehnte fruchtbare Lehmboden wenig gleichartig ist. Längs des Fußes des Gebirges haben die zersetzten Gesteine vorteilhafte Bodenarten geliefert. Auch in der Oderniederung findet sich günstige Mischung. Östlich von der Oder herrscht der Sandboden, z. B. im Bartschthale vor ; indes hat der Landrücken und der Boden zu den Trebnitzer Höhen hinauf sehr günstigen Lehmboden. -

Im Reg.-Bez. Liegnitz liegt nördlich vom Hochgebirge das beste Land (Löwenberg, Goldberg, Görlitz, Lauban) mit dicker Ackekrume und fehlerfreiem Untergrunde. Dagegen hat die Talebene von Lüben bis Hoyerswerda überwiegend Sandboden mit Kieferforst, Haide und Torfbrüchen.

Das Katzengebirge setzt die Beschaffenheit des Landrückens nach Westen fort. Im Grüneberger Kreise und jenseit der Oder herrscht weit verbreitet leerer Sand und Moor; nur Glogau zeigt günstigen Lehmboden. Schlesien hat im Ganzen eine seiner dichten Bevölkerung entsprechende Fruchtbarkeit, so daß es in guten Jahren selbst seinen Bedarf an Getreide gewinnt; in ergiebigen Jahren führt es selbst Getreide aus und zwar namentlich aus den Reg. - Bezirken Liegnitz und Breslau.

Weizen und Roggen werden mit Vorteil gebaut, auch Hafer und Gerste hinreichend, so wie Buchweizen und Hirse. Bessere Methoden der Bewirtschaftung ersetzen allmälich das Brachesystem oder die ganz systemlose Wirtschaft. Raps und Tabak baut man viel; dagegen hat der ehemals hochwichtige Flachsanbau nachgelassen, seit die schlesische Leinwand in Spanien verboten worden ist, und zwar in Folge von Preußens Nichtanerkennung der Königin Isabella. Man bebaut noch 80 - 100.000 Mrgn. mit Lein, auf denen 100 bis 120.000 Ctr. Flachs gewonnen werden; und regelmäßige Flachsmärkte werden in Breslau und Kreutzburg gehalten.

Der Krappbau im Breslauer Bereiche ist von Bedeutung. In Oberschlesien, borzüglich auf dem Plateau der Tarnowitzer Höhe, ist der Bergbau von größter Wichtigkeit, und in den westlichen, zum Sudeten-Systeme gehörenden Gebirgen, namentlich in den östlichen Vorbergen des Riesengebirges, steigt das Fabrikwesen, die Industrie des Spinnens und Webens vor allem noch beständig, so daß dies eine der wichtigsten Industriegegenden Preußens ist.

1871 hatte Schlesien 159 Steinkohlegruben mit 39.262 Arbeitern und 60.905 Familienmitgliedern, und lieferte 170.544.789 Ctr. Kohlen = 16.916.715 Thlr. Abgesetzt wurden 169.201.098 Ctr. Ferner 35 Braunkohlengruben mit 1406 Arbeitern und 3296 Familienmitgliedern und lieferten 7.709318 Ctr. (fast ganz aus dem Reg.-Bezirk Liegnitz) = 355.645 Thlr. Ferner 69 Bergwerke mit 8394 Arbeitern und 10.591 Familienmitgliedern, und lieferten 5.792.500 Ctr. Erze ( 5.258.381 Ctr. Zinkerze aus dem Reg.-Bezirk Oppeln) = 1.939,445 Thlr.

Unter Schlesiens ausgezeichneten Industriezweigen sind zunächst die großartigen Flachsspinnereien zu nennen (einhalb aller, mit zweidrittel aller Feinspindeln); in Schlesiens Fabriken befindet sich ein fünftel aller Stühle für Leinen und Halbleinen (Leinenstühle als Nebenbeschäftigung hat dagegen die Provinz Preußen fast 15 mal so viel als Schlesien); für baumwollene Gewebe beschäftigt es fast zwei fünftel aller Stühle; nächst Westfalen die meisten Stückbleichereien; Garnbleichereien; Wassermühlen; Walkmühlen; fast ein viertel aller Sägemühlen; ein drittel aller Eisenwerke, und zwar fast sämtlich im Reg.-Bezirk Oppeln, dabei fast so viel Hohöfen, wie die Rheinprovinz;
Blei,- Zink,- Arsenikwerke (Reg.-Bezirk Aachen hat über die Hälfte aller); fast ein viertel aller Glasöfen, mit fast ein fünftel aller Arbeiter; fünf achtel aller Glasschleifereien; chemische Fabriken; nächst Sachsen die meisten (304) Rübenzucker- und Stärke-Fabriken; mehr Destillationen als Brandenburg.

Der Regierungsbezirk Breslau

mit 1.414.584 Bewohnern, der mittlere Teil von den Sümpfen der Bartsch im R.: die Höhen der Trebnitzer oder Katzenberge, das breite Oderthal, die Vorhöhen des Gebirges nebst dem Zobten, das Eulen-Gebirge und ganze Glatzer Gebirgsland, bis südlich von der Neiße Quelle; er ist größer als das Großherzogthum Mecklenburg-Schwerin. - 157,5 O.=M. sind Frucht, 26,3 O.=M. Gras, 51,8 O.=M. holz tragende, 9 O.=M. fast ertraglose Fläche. 515,1 Kilom. = 69,4 g. M. Eisenbahn (1872)

Unter dem Appellations-Gerichte zu Breslau stehen das Stadtgericht ebenda und 23 Kreisgerichte. - Der Reg. - Bezirk ist in 24 Kreise geteilt.- Haupt-Zollämter sind zu Landsberg, Liebau, Mittenwalde, Mislowitz, Reustadt; Haupt-Steuer-Ämter zu Breslau, Glogau, Görlitz, Liegnitz, Oels, Oppeln, Ratibor, Schweidnitz, Wohlau.

a ) Fürstenthum Breslau

1.) Breslau (polnisch Wroclaw) 207.997 Einwohner ( etwa 44.500 Katholiken, 10.446 Juden, 4702 Soldaten), 117 m. über dem Meere, eine alte slawische Stadt, schon 954 vorhanden, von a. 1052 an Bischofsitz; turmreich, nächst Berlin die größte Stadt im Staate, aber eng und winklig, von der Oder durchflossen, an der Mündung der Ohlau und Ohle gelegen. Es besteht aus der Altstadt, von einem doppelten Graben umgeben, 4 größeren Inseln und 5 Vorstädten. Die neuen Vorstädte sind schön, der alte Teil bewahrt zum Teil altertümlich gebaute Giebelhäuser. Das eigentümlichste Gebäude ist das Rathhaus auf dem großen Ring, mit zahlreichen Erkern und bilderreichen Simsen (Schweidnitzer Keller). Auf demselben Platze, wo auch seit 1842 eine Reiterstatue Friedrichs des Großen von Kiß steht, findet man das lebhafteste Treiben. Mit diesem Platze verbunden ist der viel kleinere Blücher-Platz, früher Salz-Ring, mit einem ehernen Standbilde Blüchers, von Rauch. Südlicher, in der Schweidnitzer Vorstadt steht ein Denkmal Tauentziens auf dem danach benannten, mit Anlagen geziertem Platze. Der Neumarkt ist mit einem Springbrunnen versehen. Es gibt 37 benutzte und unbenutzte Kirchen und Kapellen; 12 katholische und 9 evangelische Kirchen.Die Domkirche zu St. Johann, 1170 nach dem Muster der zu Rouen gebaut, hat interessante Kapellen und Denkmäler. Die Kreuzkirche ist 1288 gegründet, die Sandkirche oder Liebfrauenkirche auf dem Sand in der Mitte des 14. Jahrhunderts; St. Elisabeth, von 1257,hat einen 90,7 m. hohen Thurm und sehr große Glocke und Orgel; weitere 42 m. sind a. 1529 eingestürzt. Die Türme der Maria-Magdalenenkirche sind durch eine Bogenbrücke verbunden.
Bedeutende Gebäude sind außerdem, das Stadtgericht (von 1852) das Schloß, das landständische Gebäude, die Börse (von 1824) das General-Commando, das Schauspielhaus, Casernen, der fürstbischöfliche Palast. Die Universität, im ehemaligen Jesuiten-Collegium, ist 1811 von Frankfurt hierher verlegt; sie hat Sternwarte, botanischen Garten, Sammlungen u.s.w.,Bibliothek von 200.000 Bdn., 5 Gymnasten. Breslau hat Gaserleuchtung. -
4 Waisenhäuser, 17 Hospitäler.

Die Gewerbtätigkeit ist bedeutend; zahlreiche Fabriken, Bierbrauereien. Große Maschinen- und Eisenbahnwagenfabriken, eine mit 820 Arbeitern und 9 Dampfmaschinen. Auch der Handel ist noch immer bedeutend; Getreide, Metalle, Tuch, Holz sind Hauptartikel. Breslaus Wollmärkte mögen wohl die bedeutendsten in Deutschland sein.

2.) Der Landkreis Breslau mit 68.927 Bewohnern

Im S.W. von Breslau Dorf Krieblowitz, 143 Einwohner, Blüchers Gut und Schloß, auf einer Anhöhe sein Grab. Nahebei Dorf Scheitnig, mit den Landhäusern der Breslauer und einem Park, gen. der Fürstengarten. -

3.) Kreis Ramslau, 37.318 Bewohner Ramslau, 5246 Einwohner (238 Soldaten) an der Weida, mit
4 Kirchen, hat wichtige Viehmärkte.
Reichthal, 1241 Einwohner, hat starke Schumacherei. Dorf Minkowsky, 609 Einwohner, General von Seidlitz´ Grab.- Dorf Schmograu, 756 Einwohner, das älteste Dorf, ab 965 der erste Bischofssitz.

4.) Kreis Neumarkt in Schlesien, 56.446 Bewohner, Die Stadt, 5448 Einwohner, hat starken Tabaksbau und Fabrikation.
Kanth, 2520 Einwohner, am Schweidnitzer Wasser, mit 2 Kirchen.
Flecken Kostenblut, 1173 Einwohner, hat starke Schumacherei. Dorf Leuthen, 871 Einwohner, mit 2 Kirchen. Schlacht 5. Dez. 1757.Flecken Lissa, 1263 Einwohner, am Schweidnitzer Wasser. Schloß und Park des Grafen v. Wylich und Lottum. - Dorf Fürstenau, 858 Einwohner, ein Fideicommiß des Königs.

Fürstenthum Brieg

5.) Kreis Brieg, 55.172 Bewohner.
Die Stadt, 15369 Einwohner (1109 Soldaten), links an der Oder in 450 P.F. = 146,2 m. Höhe, mit 4 Kirchen, einem alten Schlosse, Fabrikation von Leinwand und Tuch, Handel und Viehmärkten.
Nikolaikirche von 1287. In der Nähe eine der größten Rübenzuckerfabriken. - Dorf Mollwitz, 645 Einwohner, Schlacht 10. April 1741. Löwen, 2074 Einwohner, an der Neiße, mit Schloß und Park. - Dorf Lossen, 1450 Einwohner. Flecken Michelau, 1131 Einwohner, nahe der Neiße, mit 2 Kirchen.-

6.) Kreis Ohlau mit 55.020 Bewohnern. Die Stadt, 7488 Einwohner (401 Soldaten), links an der Oder, rechts an der Ohlau, in 411,4 P.F. = 133,6 m. Höhe, mit 3 Kirchen, 3 Vorstädten und großem Schlosse. - Wansen, 1913 Einwohner, an der Ohlau, mit Schloß und 2 Kirchen.Dorf Klein Oels, 522 Einwohner, Schloß Grafen York von Wartenburg.

7.) Kreis Strehlen, 33.791 Bewohner. Die Stadt, 5834 Einwohner (227 Soldaten), an der Ohlau.
Dorf Hussinetz, 1281 Einwohner, von Bömen bewohnt, mit starker Baumwollweberei.

8.) Kreis Nimptsch, 30.181 Bewohner.
Die Stadt, 2111 Einwohner, an der Loha hat 3 Kirchen.

Fürstenthum Schweidnitz

9.) Kreis Schweidnitz, 82.016 Bewohner. 1871 mit 1521 Webern und 1321 Familienmitgliedern derselben; und 2451 Stühle (außer Maschinenstühlen) waren tätig (323 für Leinen, 2100 für Baumwolle, 5 für Wolle, 23 für gemischte Stoffe). - 1871 wurden 34.716.315 Ctr. Steinkohlen, zur Hälfte aus den Weißsteiner un den konf. Glückhilf Gruben, aus 21 im Betriebe stehenden Gruben mit 78 Dampfmaschinen von
4033 Pferdekräfte gefördert.
Die 4 Porzellanfabriken lieferten durch 4000 Arbeiter für einviertel Mill. Thlr. Ware. Schweidnitz, 16998 Einwohner (1487 Soldaten), an der Weistritz, in 759 P.F. = 246,5 m. Höhe, sonst Festung dritten Ranges, hat große Gewerbetätigkeit und lebhaften Handel. Oberhalb liegt am Schweidneitzer Wasser das Dorf Schlesierthal, 52 Einwohner, zwischen hohen Waldbergen, auf denen 157 m. hoch die Kiensburg Thront. Leutmannsdorf, 2609 Einwohner.
Freiburg in Schlesien, 6805 Einwohner (460 Soldaten), an der Eisenbahn, in 852 P.F. = 276,7 m. Höhe, mit 2 Kirchen, großer Leinen- und Baumwollfabrikation und 1700 Arbeitern, nebst 4000 außerhalb, chemischen Maschinenfabriken u.s.w. - Zobten, 2061 Einwohner in 576 P.F. = 187 m. Höhe hohen Zobtenberge, auf dem eine 1852 erneuerte Wallfahrtskapelle steht. Man übersieht von ihm das ganze mährisch-schlesische Gebirge.

10.) Kreis Striegau, 36.356 Bewohner Die Stadt, 9178 Einwohner, am Striegauer Wasser in 685 P.F. =
222,5 m. Höhe, mit 2 Kirchen, 2 ehemaligen Klöstern. Dorf Oelse, 1216 Einwohner, mit 2 Kirchen, landwirtschaftlichen Lehranstalten, Schloß usw.

11.) Kreis Waldenburg in Schlesien, 99.452 Bewohner 1871 mit 2389 Webern und 2769 Familiengliedern derselben, und es arbeiteten 3922 Stühle (2631 für Leinen, 1770 für Baumwolle, 36 für Wolle, 485 für gemischte Stoffe). - Die Stadt, 10340 Einwohner, an der Polsnitz, in 1308 P.F.= 425 m.
Höhe, von Bergen umgeben, mit stattlichen Häusern, hat viele Steinkohlengruben, Bergamt, große Porcellan- und Steingut Fabriken (925 Arbeiter). Sie gehört zu der freien Standesherrschaft Fürstenstein des Fürsten von Pleß und Grafen von Hochberg. Dazu : Fürstenstein, Schloß dieses Fürsten, nahe bei Freiburg und Waldenburg, reizend gelegen, innen prächtig, mit Gärten und Park. Das malerische Felsthal "Fürstensteiner Grund", mit 200 F. hohen Wänden, trennt davon die alte Burg, eine kleine Ritterburg aus dem Angange dieses Jahrhunderts. Flecken Obersalzbrunn, am Salzbach, 3232 Einwohner, fast 1 Std.lang, neben Warmbrunn, der besuchteste Badeort Schlesien.
Auf einem Berge ein neuerbauter Turm, die Wilhelmsburg. Schlesische Spiegelglas Manufactur Actien Gesellschaft. - Nahe Altwasser, 6985 Einwohner, Flecken und Badeort, in 1280,5 P.F. = 416 m. Höhe, mit Kohlengruben, Eisengießerei, Maschinenfabrik, Pocellanfabrik. Zwischen Altwasser und Waldenburg das Mundloch zum 6400 F = 2009 m. langen 7 ½ F.
hohen, 5 F. breiten Fuchsstollen, den Steinkohlenkähne befahren.Flecken Ober Waldenburg, 2342 Einwohner, hat eine Flachsspinnerei mit 300 Arbeitern.
Flecken Weißstein, 4828 Einwohner, eine Porzellanfabrik mit mehr als 500 Arbeitern. - Flecken Wüstewaltersdorf, 2304 Einwohner, Baumwollfabriken mit 13 Dampfmaschinen und 500 Arbeitern. - Gottesberg, 4865 Einwohner, mit 2 Kirchen, Spinnerei, Weberei, Steinkohlengruben. - Friedland bei Waldenburg, 1910 Einwohner, an der Steinau nahe der böhmischen Grenze, mit 2 Kirchen, Leinweberei, Strumpfwirkerei und Papierfabriken. Flecken Nieder-Wüste-Giersdorf, 3073 Einwohner, mit Wollspinnereien und Webereien ( von Reichenheim ) mit 1400 Arbeitern und 25 Dampfmaschinen.
Flecken Nieder Hermsdorf, 5595 Einwohner.
Flecken Dittersbach, 4704 Einwohner.
Flecken Reußendorf, 3158 Einwohner.
Flecken Dittmannsdorf, 2018 Einwohner.
Dorf Tannhausen, 1505 Einwohner hat eine Baumwollenwaren Fabrik mit 170 Stühlen und 250 Arbeitern. Dabei eine Flachsspinnerei. Flecken Charlottenbrunn, 1279 Einwohner, ein Badeort, treibt großen Leinwandhandel. Dorf Kynau, 588 Einwohner, mit einem Bergschlosse, in der Herrschaft Königsberg.

12.) Kreis Reichenbach unter der Eule, mit 66.004 Bewohnern.
1871 mit 4183 Webern und 3143 Familienmitgliedern, und es arbeiteten
6781 Stühle ( 93 für Leinen, 5885 für Baumwolle, 548 für Wolle,
265 für gemischte Stoffe ). -
Die Stadt, 6925 Einwohner (379 Soldaten), am Peilbach und Eulengebirge, in 798,3 P.F. = 259,3 m. Höhe, hat 4 Kirchen und eine Synagoge, 6 Baumwollfabriken, Woll und Leinweberei, Garnbleichen, Färberei, Zeugdruckerei u.s.w. - Oestlich Gnadenfrei, 780 Einwohner, Herrnhuter Colonie, mit Baumwollfabriken. - Flecken Langenbielau, I, II, II, IV, mit 2378, 3674, 2276 und
4342 Einwohnern an einem Nebenflusse der Peila, mit lebhafter Fabrikation, sonst von Leinwand; Baumwollwebereien (3000 Arbeiter) mit 2000 Stühlen, Dampfmühle, Rübenzuckerfabriken, Färberei, Ziegeleien u.s.w. 2 Kirchen, Schloß und Majorat des Grafen von Sandreczky - Sandraschütz. - Ober, Mittel, Nieder und Königl. Peterswaldau mit 1733, 3873, 1414 und 298 Einwohnern. Flecken und Majorat des Grafen Stolberg-Wernigerode, Woll- und Baumwollwaarenfabriken. - Städtisch Ernsdorf, 2222 und Königlich Ernsdorf, 2088 Einwohner

Fürstenthum Wohlau

13.) Kreis Wohlau, 49.155 Bewohner. -
Die Stadt, 2859 Einwohner (622 Soldaten), rechts an der Oder. - Dyhrfurt, 1543 Einwohner, rechts an der Oder, mit 2 Schlössern und Park, Synagoge, hebräischer Druckerei, Töfereien, u.s.w. - Winzig, 2245 Einwohner, mit 3 Kirchen. - Auras, 968 Einwohner, rechts an der Oder, mit altem Schlosse, treibt Leinweberei, Strumpfwirkerei u.s.w. - Beim Dorf Leubus, rechts an der Oder, 1934 Einwohner, liegt das Dorf Kloster Leubus mit ehemals berühmtem Kloster, jetzt Irrenhaus. -

14.) Kreis Steinau an der Oder, 49.155 Bewohner. - Die Stadt 3236 Einwohner, nahe der Steinau Mündung hat 2 Kirchen, Spinnereien und Webereien usw. - Raudten, 1342 Einwohner, am obern Herzoggraben, hat 3 Kirchen, Maschinenspinnereien, Webereien, Druckerei u.s.w. - Köben, 1128 Einwohner, links an der Oder.

15.) Kreis Guhrau, 36.694 Bewohner. -
Die Stadt, 4037 Einwohner, nahe der Quelle des Landgrabens, mit
2 Kirchen, viel Gewerbethätigkeit, über 100 Windmühlen, in fruchtbarer Gegend, liefert berühmtes Weizenmehl und Spargel. - Herrnstadt, 2283 Einwohner, an der Bartsch, ein Schloß u. 2 Kirchen. - Dorf Tschirnau, 750 Einwohner nahe der Posenschen Grenze.

Fürstenthum Münsterberg

16.) Kreis Münsterberg in Schlesien, 33.434 Bewohner, - Die Stadt, 5491 Einwohner, an der Ohlau, hat 4 Kirchen, 1 Synagoge, Schwefelbad u.s.w. - 4 Herrschaften mit 19 Rittergütern (wobei das Dorf Heinrichau, 924 Einwohner, mit einer ehemals gefürsteten Zisterzienser Abtei) gehören den Erben des Königs der Niederlande.-

17.) Kreis Frankenstein in Schlesien, 49.847 Bewohner. - Die Stadt, 7327 Einwohner, an einem Nebenflusse der Neiße, mit starker Gewerbethätigkeit. Reichenstein, 2044 Einwohner, am Fuß der Gebirge, hat 3 Kirchen, Arsenik Bergwerk, Pulvermühlen, Bitriolsiederei, Pottasch-Bereitung,
Porcellan- und Steingutfabrik, Tabaks- und Stärkefabrik, Weberei, Garn, Wein und Getreidehandel u.s.w. - Silberberg, 1594 Einwohner, im Eulengebirge, ehemals Festung 3.
Ranges; von 1370 an wurde hier Silberbergbau getrieben.1765 - 1777 hat Friedrich der II. neben der Stadt eine Bergfestung angelegt mit in den Fels gehauenen Werken; in den 3 Reihen Kasematten u.s.w. haben 5000 Mann Platz. Große Thurm- und Taschenuhrenfabrik.
Warta, 1164 Einwohner, links an der Neiße, ein Wallfahrtsort (jährl. an 50.000 Pilger), mit schöner Kirche , an engem Passe zwischen steilen Gebirgsabhängen; treibt Weberei, Strumpfwirkerei, und manche andere Gewerbszweige. - In der, der Prinzeß Marianne der Niederlande gehörenden Herrschaft Kamenz, einer 1810 säcularisirten Cistercienser Abtei, ist das alte Gebäude auf dem Hartaberge in ein äußerst prächtiges und großartiges Schloß umgewandelt, nach Schinkels Plane, mit 100 Zimmern und Sälen, 4 großen und 5 kleinen Thürmen; einer der reizendsten Punkte Schlesiens, 492 Einwohner.

Grafschaft Glatz

18.) Kreis Glatz, 60.407 Bewohner, -
Die Stadt, 11.541 Einwohner (1657 Soldaten), an der Neiße, Festung 2. Ranges, hat 4 Kirchen, Tuch und Plüschfabriken, fertigt Rosenkränze u.s.w. - Reinerz, 3167 Einwohner, an der Weistritz, in 1772 P.F. = 575,6 m.
Höhe, mit 4 Kirchen, hat berühmte Heilquelle und Molkenanstalt, viel Baumwollwaaren-Fabrikation, Tuch und Papierfabriken, Eisenhütte u. s. w. - Dorf Eisersdorf, 1180 Einwohner, an der Biele, hat eine große Baumwollspinnerei, Maschinenweberei, 2 Schlösser. - Flecken Ullersdorf, 2285 Einwohner, mit großer Baumwoll- und Flachsspinnerei (650 Arbeiter). - Dorf Rengersdorf, 1978 Einwohner, Baumwollspinnerei, 700 Arbeiter, 20.000 Spindeln. - Zum Flecken Deutsch-Tscherbenei, 2391 Einwohner, gehört die von Nachkommen böhmischer Hussiten bewohnte Colonie Cudowa, d. h.
Armut, wo eine berühmte Heilquelle ist. -

19.) Kreis Neurode, 48.530 Bewohner. -
Die Stadt, 6249 Einwohner, an der Walditz, hat 4 Kirchen, Maschinen-Spinnerei und Weberei. - Dorf Albendorf, 1705 Einwohner, mit schöner katholischer Kirche, einem seit 1218 viel besuchten Wallfahrtsorte. - Wünschelburg, 1829 Einwohner, am Fuße der Heuscheuer, mit 2 Kirchen, ein in Manufakturen thätiger Ort. - Flecken Schlegel, 2960 Einwohner.

20.) Kreis Habelschwerdt, 58,720 Bewohner. - Die Stadt, 4378 Einwohner, an der Neiße, mit 3 Kirchen. - Landeck bei Glatz, 2359 Einwohner, an der Biele, ist ein besonders von Polen besuchtes Schwefelbad. Nahe Ruine Karpenstein oder Wölfelsfall, der bedeutendste Wsserfall der Sudeten. - Wilhelmsthal, 701 Einwohner, am N.-Fuß des großen Schneeberges. - Mittelwalde, 2152 Einwohner, nahe der Neißequelle und der Grenze hat starke Wollweberei, Strumpfwirkerei, Tabaksfabrikation, ein Schloß u.s.w. Zur Majoratsherrschaft Mittelwalde des Grafen v. Althann gehört auch Dorf Wölfelsgrund, 62 Einwohner, mit schönem Schlosse, neben welchem ein hoher Berg die berühmte Wallfahrtskapelle Mariaschnee trägt. - Dorf Grafenort, 1307 Einwohner, mit einem alterthümlichen Schloß, herrlichen Gärten, großartiger Schäferei u.s.w. des Grafen von Herberstein.

Fürstenthum Oels

21.) Kreis Trebnitz, 52.530 Bewohner. -
Die Stadt, 4506 Einwohner am Trebnitzer Wasser und den Bergen, ist eine braunschweigische Mediatstadt, mit 2 Kirchen; in der Krypta der schönen katholischen Kirche die Wunderquelle Hedwigsbrunnen.
Eine Maschinen-Spinnerei in dem ehemaligen Cistercienser - Nonnenkloster, das eins der reichsten Stifter Schlesien war (mit den Gebeinen der heiligen Hedwig). - Stroppen, 814 Einwohner. -

22.) Kreis Oels, 64.559 Bewohner. -
Die Stadt, 8134 Einwohner (70 Soldaten), an der Oelse, 3 M. von Breslau, Hauptort des mediatisirten Fürstenthums Oels, hat
5 Kirchen, ein großes Braunschweigisches Schloß mit Bibliothek, Synagoge, Schauspielhaus u.s.w. Das Fürstenthum Oels,kam von schlesischen Herzögen an Böhmen und durch Heirat an Braunschweig, das es noch besitzt. Es ist ein preußisches Lehn und besteht aus
26 Städten und Rittergütern; -
Bernstadt i. Schl. (Bierutow), 3861 Einwohner, mit 2 Kirchen, Schloß hat viel Gerberei u.s.w.; Es ist herzogliche Immediatstadt. - Juliusburg, 804 Einwohner, an einem Nebenflusse der Oelse, ist Immediatstadt. - Hundsfeld, 1195 Einwohner, an der Weida, mit 2 Kirchen u.s.w. ist herzoliche Mediatstadt. Die schon genannten Stebnitz und Stroppen, sowie Constadt im Reg. Bezirk Oppeln sind Mediatstädte; das gleich zu nennende Medzibor ist Immediatstadt. Auch 10 Rittergüter gehören dem Herzog von Braunschweig. Bei Hundsfeld in Sackrau eine große Papierfabrik mit 415 Arbeitern und 7 Dampfmaschinen.

23.) Kreis Polnisch Wartenberg, 52.195 Bewohner. - Poln. Wartenberg, 2490 Einwohner, an einem Nebenflusse der Bartsch, im W. von Kempen, hat 2 Schlösser, 3 Kirchen und ist ein gewerbthätiger Ort. Die fürstliche Familie Biron von Kurland (ursprünglich Büren) von dem Herzog von Kurland stammend, besitzt seit 1724 die nahe große freie Standesherrschaft Wartenberg, 32 Güter umfassend; eine andere Linie das Fürstenthum Sagan.
Flecken Goschütz, 882 Einwohner, an einem Nebenflusse der Bartsch, liegt in der fast großen freien Standesherrschaft Goschütz der Grafen von Reichenbach (17 Güter). - Medzibor oder Mittelburg, 1549 Einwohner, nahe der posenschen Grenze, gehört zu Oels. - Festenberg, 2143 Einwohner, an den Trebnitzer Bergen. -

24.) Kreis Militsch, 55.802 Bewohner. -
Die Stadt, 3316 Einwohner, an der Bartsch hat 3 Kirchen, Synagoge, berühmte Töpfereien, und gehört zur 2 - zweidrittel großen freien Standesherrschaft Militsch der Grafen von Maltzahn. - Zu der freien Standesherrschaft Trachtenberg des Fürsten von Hatzfeld gehören außer etwa 40 Gütern und Dörfern die Städte Trachtenberg, 3118 Einwohner, an der Bartsch, mit fürstlichem Schlosse und Gärten, und Prausnitz, 2149 Einwohner, südlicher, mit 3 Kirchen, - Sulau, 770 Einwohner, an der Bartsch, mit einem Schloß und 2 Kirchen, zu der freien Minder-Standesherrschaft Sulau gehörig; in einer anderen solchen, den Grafen v. Wilamowitz-Möllendorf gehörig, liegt der Flecken Freihan, 1000 Einwohner; eine dritte ist Neuschloß, dem Fürsten von Pleß, Grafen von Hochberg, gehörig.

Quelle Brockhaus 1922

Mediat (neulat,), mittelbar, im alten deutschen DtR. Herrschaften, die nicht unmittelbar unter dem Kaiser standen, sondern unter einem R.-Land als Zwischenherrn.
Mediatisierte, Standesherrn, die durch R-Deputationshauptbeschluss 1803, durch Rheinbund 1806 und den Dt. Bund 1815 einem anderen Staat einverleibt wurden.

Oberschlesien :

Land- und Forstwirtschafts Distrikts
1.) Kreis Oppeln 102.099 Bewohner - Die Stadt
11.883 Einwohner (200 Soldaten)= an der Oder in 481 P.F. = 156 m Höhe, hat ein Schloss auf der Oderinsel Pascheke; 4 Kirchen, von denen die Adalbertskirche 995 gegründet ist; Fabriken und Handel. - Dorf Königshuld 360 Einwohner, hat eine grosse Eisen- u. Stahlwarenfabrik.- Flecken Malapane, 135 Einwohner, an der Malapane, mit dem grössten königl. Eisenhüttenwerke Schlesiens 500 Arbeiter, Maschinenbauerei, Hüttenamte u.s.w.- Krappitz, 2546 Einwohner an der Oder. - Städtel Proskau, 1899 Einwohner, landwirtschaftliche Lehranstalt im Amtsschlosse, hat 2 Kirchen, Fayencefabriken, Pottaschsiederei u.s.w.- Flecken Karlsruhe oder Pokoi, 2132 Einwohner mit schönem herzogl. Schlosse und Gärten, 2 Kirchen Majorats des Herzogs von Württemberg.
2.) Kreis Groß Strehlitz 61.264 Bewohner - Die Stadt 3853 Einwohner hat 3 Kirchen, daneben die Güter des Grafen v. Renard - Leschnitz,
1439 Einwohner, am Fusse des St. Annaberges, auf welchem ein Dorf mit 727 Einwohnern liegt, ein
1516 gegründetes Kloster, Kirche und 35 Kapellen
3.) Kreis Lublinitz 42326 Bewohner - Die Stadt, 2404 Einwohner, an einem Nebenflusse der Malapane hat
4 Kirchen. Herrschaft Koschentin (Dorf mit Schloss
1494 Einwohner) des Prinzen zu Hohenlohe-Ingelfingen Guttentag oder Dobrdzien, 2347 Einwohner, an einem Nebenflusse der Malapane. Dabei auch eine Allodial- Herrschaft dieses Namens des Herzogs von Braunschweig.

Land- und Forstwirtschafts Distrikts :

4.) Kreis Rosenberg 46.886 Bewohner - Die Stadt,
3346 Einwohner, an der Stoberquelle -
Landsberg in OS oder Gorzow, 1138 Einwohner an der Prosna. Dabei die Fideicommißherrschaft des Prinzen zu Hohenlohe-Ingelfingen - Dorf Zembowitz, 513 Einwohner in der Herrschaft des Herzogs von Ratibor, Prinzen zu Hohenlohe-Waldenburg = Schillingsfürst, Fürsten zu Corvey - 23 Güter bilden die Herrschaft Karmunkau, Haus-Fideicommiß des Königs.
5.) Kreis Kreuzburg (Konstadt) mit 42.043 Bewohnern - Die Stadt, 5074 Einwohner (71 Soldaten), an der Stober, mit Schloß, 2 Kirchen, 2 Vorstädten u.s.w. - Pitschen, 2106 Einwohner, an einem Nebenflusse der Prosna, mit 3 Kirchen. - Konstadt, 2172 Einwohner, an einem Nebenflusse der Stober gehört zu Oels.
6.) Kreis Frankenberg an der Steinau, 40585 Bewohner, ein an Seen reicher Distrikt.- Die Stadt, 1960 Einwohner, an derSteinau. - Schurgast, 720 Einwohner, an der Glatzer Neisse- Dorf und Flecken Friedland, 959 Einwohner an der Steinau.

Bergbaulandschaft :

7.) Kreis Kosel, 64.984 Bewohner - Die Stadt 4514 Einwohner ( 1154 Soldaten ), an der Oder - Klodnitz=Mündung, in 549 P.F.= 178,3 m Höhe, Festung kann ringsherum unter Wasser gesetzt werden. - Gnadenfeld, 418 Einwohner, eine Herrnhuter-Colonie, mit theologischem Seminar. - Dorf Slawentzitz, 473 Einwohner, in der 7 D=M (?) grossen freien Standesherrschaft des Fürsten von Hohenlohe-Oehringen, mit prachtvollem Schloss und Park.

Bergbaulandschaft :

8.) Kreis Tost=Gleiwitz 84.329 Bewohner.
Kostenthal, 1.580 Einwohner, 2 M. von Kosel, sehr alt. - Dieser Kreis nebst den folgenden Pleß, Rybnick, Tarnowitz, Beuthen, Kattowitz, förderte 1871 aus 120 Bergwerken 131.144.049 Ctr. Steinkohle = 12.353.707 Thlr. durch
28.103 Arbeiter (mit 44.399 Familienmitgliedern)- Aus 64 Eisenerzförderungen durch 3.038 Arbeiter ( mit 3.591 Familienmitgliedern ) 8.058.089 Ctr. Eisenerz = 559.410 Thlr. -
32 Hütten und Hochöfen lieferten 4.650.400 Ctr. Roheisen, 435.956 Ctr. Gußwaaren;
52 Hütten 3.545.590 Ctr. Stabeisen = 11.458.142 Thlr.
In 56 Bergwerken förderten 8239 Arbeiter ( mit 10348 Familienmitgliedern ) 286.389 Ctr. Zinkerz in 28 Zinkhütten wurden 639.411 Ctr. Rohzink dargestellt.
In der Friedrichshütte 12.217 Pfd. Silber und
136.253 Ctr. Blei. -
Gleiwitz, 12.937 Einwohner ( 119 Soldaten ), an der Klodnitz in 693,5 P.F. = 225,3 m Höhe, 3 Kirchen, königl. Hüttenwerk, großartige Eisenwerke und Maschinenfabriken, Lederfabriken, Spinnerei, Weberei u.s.w. - Tost oder Toszek, 1767 Einwohner an einem Nebenflusse der Klodnitz.- Flecken Kieferstädtel, 1015 Einwohner, Die Fideicommißherrschaft gehört zum Herzogtum Ratibor des Prinzen zu Hohenlohe-Waldenburg= Schillingsfürst- Preiskretscham oder Piskowice, 3.773 Einwohner, an einem Nebenflusse der Klodnitz mit Eisenwerken und Fabriken.

9.) Kreis Ratibor, 116.517 Bewohner-
Die Stadt 15.322 Einwohner (982 Soldaten), an der Oder, in 580 P.F. = 188,4 m Höhe, hat 5 Kirchen, eine 300 F. lange Brücke, ehemals Klöster; Sie treibt einige Industrie. Sie war 1288 - 1532 Hauptstadt eines Herzogthums, das seit 1821 mediatisirt ist, bis 1834 dem Landgrafen von Hessen-Rothenburg gehört hat, jetzt aber im Besitz des Prinzen Hohenlohe-Waldenburg=Schillingsfürst
Fürsten von Corvey ist.-
Hultschin, 2729 Einwohner, an der Oppa, hat Steinkohlengruben, Maschinenspinnerei,Webereien u.s.w.
20 Rittergüter gehören Salomon v. Rothschild; Das Majorat Kuchelna dem Fürsten von Lichnowski-Werdenberg.

Bergbaulandschaft :

10.) Kreis Rybnik, 74.121 Bewohner-
Die Stadt, 3664 Einwohner, an der Rudka, Hüttenamt, mit 4 Kirchen, Hüttenwerk, Papiermühle, Weberei u.s.w. - Sobrau in Ober-Schlesien, 4043 Einwohner (126 Soldaten) am Sobrauer Wasser, mit Eisengießerei, Blechfabrik, Weberei, Zeugdruckerei u.s.w. - Loslau, 2401 Einwohner an einem Nebenflusse der Oder, treibt starke Schumacherei u.s.w. - Groß Rauden, 2290 Einwohner, ein reger Ort mit ansehlichen Eisenhüttenwerken. -

11.) Kreis Pleß, 90131 Bewohner, der südöstlichste, - Die Stadt, 3854 Einwohner, zwischen mehreren Seen, mit 3 Kirchen, schönem Schlosse, Gärten, Weberei, chemischer Fabrik, liegt in dem 20 O.=M. (?) großen Mediatisirten Fürstenthume Pleß, früher eine Secundogenitur von Anhalt-Köthen, zu dem es seit
1765 gehörte. Der jetzige Fürst v. Pleß ist Reichsgraf von Hochberg, Freiherr zu Fürstenstein, Herr auf Reuschloss u.s.w. und ist Besitzer durch Erbschaft. Dazu gehören Stadt Nikolai, 5001 Einwohner, so wie Dorf Anhalt, 571 Einwohner, an der polnischen Grenze, und deutsch und polnisch Weichsel, an der Weichsel, 717 und 1141 Einwohner - Nieder-Goczalkowitz, 1212 Einwohner, wichtiger Badeort mit einer Jodquelle - Tichau, 3121 Einwohner, 2,5 M. von Pleß, hat Steinkohlenbergbau.

12.) Kreis Tarnowitz mit 38.891 Bewohnern - Tarnowitz, 6906 Einwohner liegt in 919 P.F. = 298,5 m.
Höhe. Es ist Sitz des Oberschlesischen Bergamtes; umgeben ist es von Eisen- und Bleigruben und hat eine Zementfabrik und Dampfmahlmühlen, 2 Kirchen. Dabei das
1784 gegründete Blei- und Silber Hüttenwerk Colonie Friedrichshütte, 174 Einwohner und Friedrichsgrube 70 Einwohner. 1872 förderten 690 Arbeiter 217.000 Ctr; Die Hütte stellte dar: 15.000 Ctr. Blei, 21.000 Ctr. Glätte, 122 Ctr. Silber - Radzionkau, 2629 Einwohner. 1¼ M. von Beuthen, Dorf mit etwas Eisenezrförderung und H. v. Donnersmarcksches Gut.

Bergbaulandschaft :

13.) Kreis Beuthen, mit 85.164 Bewohnern- Beuthen (Bythom), 15.711 Einwohner, am Beuthener Wasser, in 849P.F. = 276 m. Höhe hat 2 Kirchen,
4 Vorstädte mit Eisen - auch Zinkgruben. Die polnische Grenze ist ½ M. entfernt. Eisen produciren die
Friedens- und Eintrachtshütte, Zink die Beuthner, Rosamunde und Clarahütte, Steinkohle die übrigen
11 Gruben. Die Herrschaften Beuthen, Siemianowitz und Reudeck sind im Besitze des Grafen Henckel von Donnersmarck - Orzegow, 4112 Einwohner. Dabei die Paulus Steinkohlengrube, die 1854 erbaute Godulla Zinkhütte mit 36 Doppelöfen, die Morgenroth Zinkhütte, die Gutehoffnungs Zinkhütte; entfernter die Bobrek Zinkhütte, die Elisabeth Galmeigrube und die Eisenhütte Bulcan. - Deutsch Piekar, 6333 Einwohner; dabei Scharley mit
4 der bedeutendsten Gakmeigruben: Scharley, Neue Helene, Wilhelmine und Cäcilie Grube; die überaus großartige Arbeit besorgt eine Anzahl von Arbeitern, wie es eine gleiche wohl nirgend gibt- Königshütte, 19.536 Einwohner (146 Soldaten) in 859 P.F.=
279 m. Höhe. Hüttenamt. Die Hütte hat 8 Hochöfen.
Dabei die Alvenslebener Hütte, welche Eisen, und die Lydognia Hütte, welche Zink producirt. Dazu gehört die Schwientochlowitzer Bergfreiheit. - Schwientochlowitz, 5260 Einwohner, Dorf mit Steinkohlen- gruben, der Eisenhütte Betlem-Falva und einer Chamott Ziegelei. - Ober Haiduk, 3426 Einwohner, Dorf des Grafen Henckel von Donnersmarck, wie die vorigen Orte gleichfalls. - Chropaczow 7031 Einwohner - Lipine, ein Fabrikort, bestehend aus den Zinkhütten-Werken der Silesia genannten schlesischen Actien Gesellschaft für Bergbau und Zinkhüttenbetrieb, welche Werke Silesia I, II, III, die größten bestehenden Zinkwerke sind. Die David Zinkhütte ist Privatbesitz. - Miechowitz, 4667 Einwohner, mit 3 Galmei und 1 Bleigrube.

14.) Kreis Zabrze mit 38,857 Bewohnern. - Bei Alt- und Klein Zabrze, 5931 Einwohner, und Zaborze,
5914 Einwohner, ersteres am Beuthener Waser, mit der Donnersmarck Eisenhütte, dem Eisenhüttenwerk Redenhütte,
3 Cokes Anstalten und einer Dampfmahlmühle, ist die Königin Luisen Grube, eine der bedeutendsten in Preußen.- Ruda, 5943 Einwohner, in bedeutendem Kohlenrevier, mit der Zinkhütte Karlshütte, der Bertha Eisenhütte und einer Chamott Ziegelei.- Biskupitz, 5408 Einwohner, mit Borsigschen Kohlengruben.
Borsig-Werk, 2748 Einwohner, 1863 gegründet, hat im Jahre 1873 gefördert :
1.110.310 Ctr. Eisenerz durch 289 Arbeiter,
5 Dampfmaschinen von 90 Pferdekraft und 6 Dampfachsen
5.570.862 Ctr. Kohlen durch 983 Arbeiter,
7 Dampfmaschinen von 1508 Pferdekraft und 21 Dampfachsen und producirte 463,530 Ctr. Roheisen, 23.340 Ctr. Gußwaaren, durch 350 Arbeiter und 7 Dampfmaschinen von 1075 Pferdekraft,
22 Dampfkessel, 3 Hochöfen, 2 Cupolöfen, unter Verbrauch von 939.140 Ctr. Cokes, 1,531.046 Ctr. Eisenerze, 684.639 Ctr. Kalkstein und 24.740 Ctr. Roheisen zu Gußwaaren. - Es wurden gefertigt 1260 Ctr. Schmidestücke, 150.000 Ctr. Stabeisen und Stabstahl, 156,200 Ctr. Eisen- und Stahbleche, 28.100 Ctr. Stahl-Ingots und Stahlguß durch 1000 Arbeiter, 26 Dampfmaschinen von 1700 Pferdekraft,
15 Dampfhämmer, 61 Dampfkessel, 40 Puddelöfen, 25 Schweißöfen,
3 Glühöfen, 3 Stahlschmelzöfen, 3 Vorwärmöfen, 2 Dampfkrähne,
7 Walzenstraßen unter einem Verbrauche von 490.000 Ctr.
Roheisen, 1.3000.000 Ctr. Kohlen und 43.000 Ctr. Schmiedeeisen-Abfällen.

Bergbaulandschaft :

14.) Kreis Kattowitz mit 73.983 Bewohnern. - Kattowitz, 8132 Einwohner, Stadt an der Eisenbahn, vor 30 Jahren ein elendes Dorf mit einem Zinkblech Walzwerk, Eisenbahnschienen Walzwerk, Maschinenbau-Anstalt, Eisengießerei, Fanny-Zinkhütte, Dampfmahlmühle, Bierbrauereien, andreren Fabriken, mehreren anderen Zinkhütten, Steinkohlengruben. Es ist der schönste, bestsituirte Ort der Gegend. - Bogutschütz, 4376 Einwohner, mit Zinkhütten und Steinkohlengruben.
Klein Dombrowka, 3243 Einwohner, mit der Pauls-Zinkhütte und einer Zinkweißfabrik. - Myslowitz, 6259 Einwohner, an der polnischen Grenze, mit
Zink- Eisen und Steinkohlengruben. -
Rosdzin, 2967 Einwohner; dabei der Hohofen Dietrichhütte und eins der bedeutendsten Steinkohlenbergwerke, die Luisen-Glück-Grube. - Brzezinka, 2934 Einwohner, mit Kohlengruben und Fabriken. - Siemianowitz, 11.419 Einwohner, mit dem Donnersmarckschen Steinkohlenwerke Eugenienglücksgrube und der Georgs Zinkhütte.- Laurahütte, 1301 Einwohner, ein Eisenhüttenm Etablissement,
1838 gegründet, 6 Hochöfen, 3 Walzhütten und 1 Drehwerkstatt, mit 8 Dampfkesseln und 2 Dampfmaschinen von 279 Pferdekraft,
2927 Arbeiter. -
Michalkowitz, 1944 Einwohner, mit 3 Zinkhütten und
1 Steinkohlengrube. -
Antonienhütte, 3766 Einwohner, zwischen Beuthen, Gleiwitz und Nicolai, ist Henkel von Donnersmarckscher Besitz, mit ansehlichen Kohlegruben, den großen Zinkhütten Antonien-, Hugo-, Liebehoffnungshütte, einer Zinkweiß- und einer Chamottfabrik, einer Knochenmühle, Ziegeleien und Tonwaarenfabrik u.s.w..
Dorf Bykowine, 964 Einwohner, eine der ältesten Hütten Oberschlesiens, die Thurco-Zinkhütte; beim Dorf Hallemba, 743 Einwohner, die Thurco Eisenhütte. - Chorzow, 3342 Einwohner, mit Steinkohlengruben und Zinkhütten.

Sudetischer Grenzgürtel

16.) Kreis Neustadt in Oberschlesien mit 86315 Bewohnern. - Die Stadt,oder Prudnitz, 10.939 Einwohner (315 Soldaten), an der Prudnica und Braune, nahe der Österreichischen Grenze, hat 4 Kirchen und viele Industrie; Damastwebereien mit 660 Arbeitern, 381 Stühle. -
Ober- und Klein Glogau, 4660 Einwohner (128 Soldaten), an der Hotzenplotz, mit 3 Kirchen. - Zülz oder Biala, 298 Einwohner, am Zülzerwasser. -
17.) Kreis Neiße, 93.315 Bewohner. -
Die Stadt, 19.367 Einwohner (4075 Soldaten), an der Glatzer Neiße, in 641,6 P.F. = 208,4 m. Höhe, Festung 2. Ranges, besteht aus der Stadt rechts, der Friedrichstadt links und dem Fort Preußen, in RW. der letzteren. Sie hat 5 katholische und
2 evangelische Kirchen, Gewehr- und chemische Fabrik, Tabaksfabrik, Spinnerei und Weberei u.s.w. Auf dem Kapellenberge ein eiserner Obelisk. - Ziegenhals, 4918 Einwohner, an der Biele - Nahe Patschkau, 4924 Einwohner mit 3 Kirchen. -
18.) Kreis Grottkau, 44.279 Bewohner, -
Die Stadt, 4368 Einwohner (247 Soldaten), an einem Nebenflusse der Neiße, hat 3 Vorstädte, 2Kirchen. - Ottmachau, 3357 Einwohner, an der Neiße. -
19.) Kreis Leobschütz, 82.474 Bewohner. - Die Stadt 10.687 Einwohner (136 Soldaten) , an der Zinna, in 501,3 P.F.= 162,8 m. Höhe, hat 3 katholische, eine evangelische Kirche. - Bauerwitz oder Babarow, 2403 Einwohner, an der Zinna. - Flecken Tropplowitz, 511 Einwohner, am Goldbach. - Flecken Deutsch Neukirch, 1147 Einwohner, an der Troje, mit 2 Kirchen, Schloß u.s.w. - Katscher, 3606 Einwohner, an der Troje, in Preußisch Mähren.

 

Aus Gustav-Adolf von Kloedens Aus Gustav-Adolf von Kloedens Erdkunde von 1875.
1. Teil Niederschlesien, zweiter Teil Oberschlesien

Die Provinz Schlesien,

716,25 R.O.M. mit 3.707.167 Bewohnern, nahe so groß, wie die Provinz Brandenburg. 410,6 O.M. sind Frucht, 79,19 O.M. Gras,216,5 O.M. Holz tragende, 25,1 O.M. fast ertraglose Fläche.
1869,27 Kilom.= 246,8 g.M. Eisenbahnen (1872) - ein siebtel ist Gebirge, dreisiebtel sind Berg- und Hügelland, 3 siebtel welliges und ebenes Tiefland. Kiefer und Fichte bilden die Massenreviere des höher gelegenen Diluvialbodens, während Lärche, Bergahorn, Esche und Eiche eingesprengt vorkommen, wogegen die Buche selten ist und der Mittel- und Niederwald fast ganz fehlt.

Als Schlesien in und nach dem siebenjährigen Kriege an Preußen kam,unterschied man:

Niederschlesien mit den unmittelbaren Fürstenthümern Breslau, Brieg, Schweidnitz, Jauer, Liegnitz,Wohlau und Glogau; den mittelbaren Fürstenthümern Sagan, Oels und Karolath; den freien Standesherrschaften Militsch, Trachenberg,Wartenberg und Goschütz, und den Minderherrschaften Reuschloß, Freihan und Sulau;

Oberschlesien mit den unmittelbaren Fürstenthümern Oppeln und Ratibor,dem mittelbaren Fürstenthume Münsterberg, Dem Preußischen Antheile an den mittelbaren Fürstenthümern Neiße, Troppau und Jägerndorf, den freien Standesherrschaften Pleß und Beuthen, und der freien Minderherrschaft Loslau; - und die souveraine Grafschaft Glatz, eine Herrschaft, die 1462 zu einer Grafschaft erhoben worden war.

Mehr als ein drittel der Provinz (36,8 %) hat Lehm- und Tonboden, am meisten der Reg. Bez. Breslau (47,8 % seiner Fläche); etwas ein drittel ist Sandboden, am meisten in Oppeln. Der Lehm liegt weit überwiegend auf der Höhe. Das mittelschlesische Becken enthält mit seinen bei Liegnitz am mächtigsten erscheinenden Lehm - und Tonschichten die fruchtbarsten Theile der Provinz, und nächst ihm die Berggelände, während weiter nach S.O. die Braunkohlenmassen herrschend werden. Meitzen rechnet als dem Hochgebirge angehörend
70,8 O.=M. (in welchem 87,7 % der Fläche Lehm sind), und links von der Oder gute Bergländer 242,7 O.=M. (in welchem 64,5 % der Fläche Lehm und 12,6 % Sand sind),und die übrige Provinz 417,7 O.=M.
(in welcher47,2 % der Fläche Sand, 34,9 % gemischter Boden und
12,9 % Lehm sind)

Das östliche Oberschlesien hat schon wegen seines nassen, undurchlassenden Untergrundes keinen guten Boden; besonders nachteilig ist der dem Tone beigemischte feine Schwemmsand. Zu den günstigeren Teilen gehören der Norden des Kreuzburger Kreises, die Gegend des Annaberges bei Ujest bis Tost, der Boden um Gleiwitz und der S. des Plesser Kreises. Links von der Oder haben Kosel und Ratibor trefflichen Boden; auf dem Übergange zum Gebirge ist er weniger gut; aber höher hinauf, in den weiten, welligen Plateaus wird er so vorzüglich, wie in des besten Kreisen Mittelschlesiens. Auch der höhere Gebirgsrand, mit seinem Lehm auf den krystallinischen und Übergangs-Gebirgsschichten, ist von großer Fruchtbarkeit.

Mittelschlesien hat selbst in seinem mehr als 30 O.M. großen Hochgebirgsgebiete keinen ungünstigen Boden, selbst nicht auf dem Sandsteine. Reichen Ertrag aber geben erst die Landstriche nach der offenen Ebene hin, nur daß der hier weit ausgedehnte fruchtbare Lehmboden wenig gleichartig ist. Längs des Fußes des Gebirges haben die zersetzten Gesteine vorteilhafte Bodenarten geliefert. Auch in der Oderniederung findet sich günstige Mischung. Östlich von der Oder herrscht der Sandboden, z. B. im Bartschthale vor ; indes hat der Landrücken und der Boden zu den Trebnitzer Höhen hinauf sehr günstigen Lehmboden. -

Im Reg.-Bez. Liegnitz liegt nördlich vom Hochgebirge das beste Land (Löwenberg, Goldberg, Görlitz, Lauban) mit dicker Ackekrume und fehlerfreiem Untergrunde. Dagegen hat die Talebene von Lüben bis Hoyerswerda überwiegend Sandboden mit Kieferforst, Haide und Torfbrüchen.

Das Katzengebirge setzt die Beschaffenheit des Landrückens nach Westen fort. Im Grüneberger Kreise und jenseit der Oder herrscht weit verbreitet leerer Sand und Moor; nur Glogau zeigt günstigen Lehmboden. Schlesien hat im Ganzen eine seiner dichten Bevölkerung entsprechende Fruchtbarkeit, so daß es in guten Jahren selbst seinen Bedarf an Getreide gewinnt; in ergiebigen Jahren führt es selbst Getreide aus und zwar namentlich aus den Reg. - Bezirken Liegnitz und Breslau.

Weizen und Roggen werden mit Vorteil gebaut, auch Hafer und Gerste hinreichend, so wie Buchweizen und Hirse. Bessere Methoden der Bewirtschaftung ersetzen allmälich das Brachesystem oder die ganz systemlose Wirtschaft. Raps und Tabak baut man viel; dagegen hat der ehemals hochwichtige Flachsanbau nachgelassen, seit die schlesische Leinwand in Spanien verboten worden ist, und zwar in Folge von Preußens Nichtanerkennung der Königin Isabella. Man bebaut noch 80 - 100.000 Mrgn. mit Lein, auf denen 100 bis 120.000 Ctr. Flachs gewonnen werden; und regelmäßige Flachsmärkte werden in Breslau und Kreutzburg gehalten.

Der Krappbau im Breslauer Bereiche ist von Bedeutung. In Oberschlesien, borzüglich auf dem Plateau der Tarnowitzer Höhe, ist der Bergbau von größter Wichtigkeit, und in den westlichen, zum Sudeten-Systeme gehörenden Gebirgen, namentlich in den östlichen Vorbergen des Riesengebirges, steigt das Fabrikwesen, die Industrie des Spinnens und Webens vor allem noch beständig, so daß dies eine der wichtigsten Industriegegenden Preußens ist.

1871 hatte Schlesien 159 Steinkohlegruben mit 39.262 Arbeitern und 60.905 Familienmitgliedern, und lieferte 170.544.789 Ctr. Kohlen = 16.916.715 Thlr. Abgesetzt wurden 169.201.098 Ctr. Ferner 35 Braunkohlengruben mit 1406 Arbeitern und 3296 Familienmitgliedern und lieferten 7.709318 Ctr. (fast ganz aus dem Reg.-Bezirk Liegnitz) = 355.645 Thlr. Ferner 69 Bergwerke mit 8394 Arbeitern und 10.591 Familienmitgliedern, und lieferten 5.792.500 Ctr. Erze ( 5.258.381 Ctr. Zinkerze aus dem Reg.-Bezirk Oppeln) = 1.939,445 Thlr.

Unter Schlesiens ausgezeichneten Industriezweigen sind zunächst die großartigen Flachsspinnereien zu nennen (einhalb aller, mit zweidrittel aller Feinspindeln); in Schlesiens Fabriken befindet sich ein fünftel aller Stühle für Leinen und Halbleinen (Leinenstühle als Nebenbeschäftigung hat dagegen die Provinz Preußen fast 15 mal so viel als Schlesien); für baumwollene Gewebe beschäftigt es fast zwei fünftel aller Stühle; nächst Westfalen die meisten Stückbleichereien; Garnbleichereien; Wassermühlen; Walkmühlen; fast ein viertel aller Sägemühlen; ein drittel aller Eisenwerke, und zwar fast sämtlich im Reg.-Bezirk Oppeln, dabei fast so viel Hohöfen, wie die Rheinprovinz;
Blei,- Zink,- Arsenikwerke (Reg.-Bezirk Aachen hat über die Hälfte aller); fast ein viertel aller Glasöfen, mit fast ein fünftel aller Arbeiter; fünf achtel aller Glasschleifereien; chemische Fabriken; nächst Sachsen die meisten (304) Rübenzucker- und Stärke-Fabriken; mehr Destillationen als Brandenburg.

Der Regierungsbezirk Breslau

mit 1.414.584 Bewohnern, der mittlere Teil von den Sümpfen der Bartsch im R.: die Höhen der Trebnitzer oder Katzenberge, das breite Oderthal, die Vorhöhen des Gebirges nebst dem Zobten, das Eulen-Gebirge und ganze Glatzer Gebirgsland, bis südlich von der Neiße Quelle; er ist größer als das Großherzogthum Mecklenburg-Schwerin. - 157,5 O.=M. sind Frucht, 26,3 O.=M. Gras, 51,8 O.=M. holz tragende, 9 O.=M. fast ertraglose Fläche. 515,1 Kilom. = 69,4 g. M. Eisenbahn (1872)

Unter dem Appellations-Gerichte zu Breslau stehen das Stadtgericht ebenda und 23 Kreisgerichte. - Der Reg. - Bezirk ist in 24 Kreise geteilt.- Haupt-Zollämter sind zu Landsberg, Liebau, Mittenwalde, Mislowitz, Reustadt; Haupt-Steuer-Ämter zu Breslau, Glogau, Görlitz, Liegnitz, Oels, Oppeln, Ratibor, Schweidnitz, Wohlau.

a ) Fürstenthum Breslau

1.) Breslau (polnisch Wroclaw) 207.997 Einwohner ( etwa 44.500 Katholiken, 10.446 Juden, 4702 Soldaten), 117 m. über dem Meere, eine alte slawische Stadt, schon 954 vorhanden, von a. 1052 an Bischofsitz; turmreich, nächst Berlin die größte Stadt im Staate, aber eng und winklig, von der Oder durchflossen, an der Mündung der Ohlau und Ohle gelegen. Es besteht aus der Altstadt, von einem doppelten Graben umgeben, 4 größeren Inseln und 5 Vorstädten. Die neuen Vorstädte sind schön, der alte Teil bewahrt zum Teil altertümlich gebaute Giebelhäuser. Das eigentümlichste Gebäude ist das Rathhaus auf dem großen Ring, mit zahlreichen Erkern und bilderreichen Simsen (Schweidnitzer Keller). Auf demselben Platze, wo auch seit 1842 eine Reiterstatue Friedrichs des Großen von Kiß steht, findet man das lebhafteste Treiben. Mit diesem Platze verbunden ist der viel kleinere Blücher-Platz, früher Salz-Ring, mit einem ehernen Standbilde Blüchers, von Rauch. Südlicher, in der Schweidnitzer Vorstadt steht ein Denkmal Tauentziens auf dem danach benannten, mit Anlagen geziertem Platze. Der Neumarkt ist mit einem Springbrunnen versehen. Es gibt 37 benutzte und unbenutzte Kirchen und Kapellen; 12 katholische und 9 evangelische Kirchen.Die Domkirche zu St. Johann, 1170 nach dem Muster der zu Rouen gebaut, hat interessante Kapellen und Denkmäler. Die Kreuzkirche ist 1288 gegründet, die Sandkirche oder Liebfrauenkirche auf dem Sand in der Mitte des 14. Jahrhunderts; St. Elisabeth, von 1257,hat einen 90,7 m. hohen Thurm und sehr große Glocke und Orgel; weitere 42 m. sind a. 1529 eingestürzt. Die Türme der Maria-Magdalenenkirche sind durch eine Bogenbrücke verbunden.
Bedeutende Gebäude sind außerdem, das Stadtgericht (von 1852) das Schloß, das landständische Gebäude, die Börse (von 1824) das General-Commando, das Schauspielhaus, Casernen, der fürstbischöfliche Palast. Die Universität, im ehemaligen Jesuiten-Collegium, ist 1811 von Frankfurt hierher verlegt; sie hat Sternwarte, botanischen Garten, Sammlungen u.s.w.,Bibliothek von 200.000 Bdn., 5 Gymnasten. Breslau hat Gaserleuchtung. -
4 Waisenhäuser, 17 Hospitäler.

Die Gewerbtätigkeit ist bedeutend; zahlreiche Fabriken, Bierbrauereien. Große Maschinen- und Eisenbahnwagenfabriken, eine mit 820 Arbeitern und 9 Dampfmaschinen. Auch der Handel ist noch immer bedeutend; Getreide, Metalle, Tuch, Holz sind Hauptartikel. Breslaus Wollmärkte mögen wohl die bedeutendsten in Deutschland sein.

2.) Der Landkreis Breslau mit 68.927 Bewohnern

Im S.W. von Breslau Dorf Krieblowitz, 143 Einwohner, Blüchers Gut und Schloß, auf einer Anhöhe sein Grab. Nahebei Dorf Scheitnig, mit den Landhäusern der Breslauer und einem Park, gen. der Fürstengarten. -

3.) Kreis Ramslau, 37.318 Bewohner Ramslau, 5246 Einwohner (238 Soldaten) an der Weida, mit
4 Kirchen, hat wichtige Viehmärkte.
Reichthal, 1241 Einwohner, hat starke Schumacherei. Dorf Minkowsky, 609 Einwohner, General von Seidlitz´ Grab.- Dorf Schmograu, 756 Einwohner, das älteste Dorf, ab 965 der erste Bischofssitz.

4.) Kreis Neumarkt in Schlesien, 56.446 Bewohner, Die Stadt, 5448 Einwohner, hat starken Tabaksbau und Fabrikation.
Kanth, 2520 Einwohner, am Schweidnitzer Wasser, mit 2 Kirchen.
Flecken Kostenblut, 1173 Einwohner, hat starke Schumacherei. Dorf Leuthen, 871 Einwohner, mit 2 Kirchen. Schlacht 5. Dez. 1757.Flecken Lissa, 1263 Einwohner, am Schweidnitzer Wasser. Schloß und Park des Grafen v. Wylich und Lottum. - Dorf Fürstenau, 858 Einwohner, ein Fideicommiß des Königs.

Fürstenthum Brieg

5.) Kreis Brieg, 55.172 Bewohner.
Die Stadt, 15369 Einwohner (1109 Soldaten), links an der Oder in 450 P.F. = 146,2 m. Höhe, mit 4 Kirchen, einem alten Schlosse, Fabrikation von Leinwand und Tuch, Handel und Viehmärkten.
Nikolaikirche von 1287. In der Nähe eine der größten Rübenzuckerfabriken. - Dorf Mollwitz, 645 Einwohner, Schlacht 10. April 1741. Löwen, 2074 Einwohner, an der Neiße, mit Schloß und Park. - Dorf Lossen, 1450 Einwohner. Flecken Michelau, 1131 Einwohner, nahe der Neiße, mit 2 Kirchen.-

6.) Kreis Ohlau mit 55.020 Bewohnern. Die Stadt, 7488 Einwohner (401 Soldaten), links an der Oder, rechts an der Ohlau, in 411,4 P.F. = 133,6 m. Höhe, mit 3 Kirchen, 3 Vorstädten und großem Schlosse. - Wansen, 1913 Einwohner, an der Ohlau, mit Schloß und 2 Kirchen.Dorf Klein Oels, 522 Einwohner, Schloß Grafen York von Wartenburg.

7.) Kreis Strehlen, 33.791 Bewohner. Die Stadt, 5834 Einwohner (227 Soldaten), an der Ohlau.
Dorf Hussinetz, 1281 Einwohner, von Bömen bewohnt, mit starker Baumwollweberei.

8.) Kreis Nimptsch, 30.181 Bewohner.
Die Stadt, 2111 Einwohner, an der Loha hat 3 Kirchen.

Fürstenthum Schweidnitz

9.) Kreis Schweidnitz, 82.016 Bewohner. 1871 mit 1521 Webern und 1321 Familienmitgliedern derselben; und 2451 Stühle (außer Maschinenstühlen) waren tätig (323 für Leinen, 2100 für Baumwolle, 5 für Wolle, 23 für gemischte Stoffe). - 1871 wurden 34.716.315 Ctr. Steinkohlen, zur Hälfte aus den Weißsteiner un den konf. Glückhilf Gruben, aus 21 im Betriebe stehenden Gruben mit 78 Dampfmaschinen von
4033 Pferdekräfte gefördert.
Die 4 Porzellanfabriken lieferten durch 4000 Arbeiter für einviertel Mill. Thlr. Ware. Schweidnitz, 16998 Einwohner (1487 Soldaten), an der Weistritz, in 759 P.F. = 246,5 m. Höhe, sonst Festung dritten Ranges, hat große Gewerbetätigkeit und lebhaften Handel. Oberhalb liegt am Schweidneitzer Wasser das Dorf Schlesierthal, 52 Einwohner, zwischen hohen Waldbergen, auf denen 157 m. hoch die Kiensburg Thront. Leutmannsdorf, 2609 Einwohner.
Freiburg in Schlesien, 6805 Einwohner (460 Soldaten), an der Eisenbahn, in 852 P.F. = 276,7 m. Höhe, mit 2 Kirchen, großer Leinen- und Baumwollfabrikation und 1700 Arbeitern, nebst 4000 außerhalb, chemischen Maschinenfabriken u.s.w. - Zobten, 2061 Einwohner in 576 P.F. = 187 m. Höhe hohen Zobtenberge, auf dem eine 1852 erneuerte Wallfahrtskapelle steht. Man übersieht von ihm das ganze mährisch-schlesische Gebirge.

10.) Kreis Striegau, 36.356 Bewohner Die Stadt, 9178 Einwohner, am Striegauer Wasser in 685 P.F. =
222,5 m. Höhe, mit 2 Kirchen, 2 ehemaligen Klöstern. Dorf Oelse, 1216 Einwohner, mit 2 Kirchen, landwirtschaftlichen Lehranstalten, Schloß usw.

11.) Kreis Waldenburg in Schlesien, 99.452 Bewohner 1871 mit 2389 Webern und 2769 Familiengliedern derselben, und es arbeiteten 3922 Stühle (2631 für Leinen, 1770 für Baumwolle, 36 für Wolle, 485 für gemischte Stoffe). - Die Stadt, 10340 Einwohner, an der Polsnitz, in 1308 P.F.= 425 m.
Höhe, von Bergen umgeben, mit stattlichen Häusern, hat viele Steinkohlengruben, Bergamt, große Porcellan- und Steingut Fabriken (925 Arbeiter). Sie gehört zu der freien Standesherrschaft Fürstenstein des Fürsten von Pleß und Grafen von Hochberg. Dazu : Fürstenstein, Schloß dieses Fürsten, nahe bei Freiburg und Waldenburg, reizend gelegen, innen prächtig, mit Gärten und Park. Das malerische Felsthal "Fürstensteiner Grund", mit 200 F. hohen Wänden, trennt davon die alte Burg, eine kleine Ritterburg aus dem Angange dieses Jahrhunderts. Flecken Obersalzbrunn, am Salzbach, 3232 Einwohner, fast 1 Std.lang, neben Warmbrunn, der besuchteste Badeort Schlesien.
Auf einem Berge ein neuerbauter Turm, die Wilhelmsburg. Schlesische Spiegelglas Manufactur Actien Gesellschaft. - Nahe Altwasser, 6985 Einwohner, Flecken und Badeort, in 1280,5 P.F. = 416 m. Höhe, mit Kohlengruben, Eisengießerei, Maschinenfabrik, Pocellanfabrik. Zwischen Altwasser und Waldenburg das Mundloch zum 6400 F = 2009 m. langen 7 ½ F.
hohen, 5 F. breiten Fuchsstollen, den Steinkohlenkähne befahren.Flecken Ober Waldenburg, 2342 Einwohner, hat eine Flachsspinnerei mit 300 Arbeitern.
Flecken Weißstein, 4828 Einwohner, eine Porzellanfabrik mit mehr als 500 Arbeitern. - Flecken Wüstewaltersdorf, 2304 Einwohner, Baumwollfabriken mit 13 Dampfmaschinen und 500 Arbeitern. - Gottesberg, 4865 Einwohner, mit 2 Kirchen, Spinnerei, Weberei, Steinkohlengruben. - Friedland bei Waldenburg, 1910 Einwohner, an der Steinau nahe der böhmischen Grenze, mit 2 Kirchen, Leinweberei, Strumpfwirkerei und Papierfabriken. Flecken Nieder-Wüste-Giersdorf, 3073 Einwohner, mit Wollspinnereien und Webereien ( von Reichenheim ) mit 1400 Arbeitern und 25 Dampfmaschinen.
Flecken Nieder Hermsdorf, 5595 Einwohner.
Flecken Dittersbach, 4704 Einwohner.
Flecken Reußendorf, 3158 Einwohner.
Flecken Dittmannsdorf, 2018 Einwohner.
Dorf Tannhausen, 1505 Einwohner hat eine Baumwollenwaren Fabrik mit 170 Stühlen und 250 Arbeitern. Dabei eine Flachsspinnerei. Flecken Charlottenbrunn, 1279 Einwohner, ein Badeort, treibt großen Leinwandhandel. Dorf Kynau, 588 Einwohner, mit einem Bergschlosse, in der Herrschaft Königsberg.

12.) Kreis Reichenbach unter der Eule, mit 66.004 Bewohnern.
1871 mit 4183 Webern und 3143 Familienmitgliedern, und es arbeiteten
6781 Stühle ( 93 für Leinen, 5885 für Baumwolle, 548 für Wolle,
265 für gemischte Stoffe ). -
Die Stadt, 6925 Einwohner (379 Soldaten), am Peilbach und Eulengebirge, in 798,3 P.F. = 259,3 m. Höhe, hat 4 Kirchen und eine Synagoge, 6 Baumwollfabriken, Woll und Leinweberei, Garnbleichen, Färberei, Zeugdruckerei u.s.w. - Oestlich Gnadenfrei, 780 Einwohner, Herrnhuter Colonie, mit Baumwollfabriken. - Flecken Langenbielau, I, II, II, IV, mit 2378, 3674, 2276 und
4342 Einwohnern an einem Nebenflusse der Peila, mit lebhafter Fabrikation, sonst von Leinwand; Baumwollwebereien (3000 Arbeiter) mit 2000 Stühlen, Dampfmühle, Rübenzuckerfabriken, Färberei, Ziegeleien u.s.w. 2 Kirchen, Schloß und Majorat des Grafen von Sandreczky - Sandraschütz. - Ober, Mittel, Nieder und Königl. Peterswaldau mit 1733, 3873, 1414 und 298 Einwohnern. Flecken und Majorat des Grafen Stolberg-Wernigerode, Woll- und Baumwollwaarenfabriken. - Städtisch Ernsdorf, 2222 und Königlich Ernsdorf, 2088 Einwohner

Fürstenthum Wohlau

13.) Kreis Wohlau, 49.155 Bewohner. -
Die Stadt, 2859 Einwohner (622 Soldaten), rechts an der Oder. - Dyhrfurt, 1543 Einwohner, rechts an der Oder, mit 2 Schlössern und Park, Synagoge, hebräischer Druckerei, Töfereien, u.s.w. - Winzig, 2245 Einwohner, mit 3 Kirchen. - Auras, 968 Einwohner, rechts an der Oder, mit altem Schlosse, treibt Leinweberei, Strumpfwirkerei u.s.w. - Beim Dorf Leubus, rechts an der Oder, 1934 Einwohner, liegt das Dorf Kloster Leubus mit ehemals berühmtem Kloster, jetzt Irrenhaus. -

14.) Kreis Steinau an der Oder, 49.155 Bewohner. - Die Stadt 3236 Einwohner, nahe der Steinau Mündung hat 2 Kirchen, Spinnereien und Webereien usw. - Raudten, 1342 Einwohner, am obern Herzoggraben, hat 3 Kirchen, Maschinenspinnereien, Webereien, Druckerei u.s.w. - Köben, 1128 Einwohner, links an der Oder.

15.) Kreis Guhrau, 36.694 Bewohner. -
Die Stadt, 4037 Einwohner, nahe der Quelle des Landgrabens, mit
2 Kirchen, viel Gewerbethätigkeit, über 100 Windmühlen, in fruchtbarer Gegend, liefert berühmtes Weizenmehl und Spargel. - Herrnstadt, 2283 Einwohner, an der Bartsch, ein Schloß u. 2 Kirchen. - Dorf Tschirnau, 750 Einwohner nahe der Posenschen Grenze.

Fürstenthum Münsterberg

16.) Kreis Münsterberg in Schlesien, 33.434 Bewohner, - Die Stadt, 5491 Einwohner, an der Ohlau, hat 4 Kirchen, 1 Synagoge, Schwefelbad u.s.w. - 4 Herrschaften mit 19 Rittergütern (wobei das Dorf Heinrichau, 924 Einwohner, mit einer ehemals gefürsteten Zisterzienser Abtei) gehören den Erben des Königs der Niederlande.


17.) Kreis Frankenstein in Schlesien, 49.847 Bewohner. - Die Stadt, 7327 Einwohner, an einem Nebenflusse der Neiße, mit starker Gewerbethätigkeit. Reichenstein, 2044 Einwohner, am Fuß der Gebirge, hat 3 Kirchen, Arsenik Bergwerk, Pulvermühlen, Bitriolsiederei, Pottasch-Bereitung,
Porcellan- und Steingutfabrik, Tabaks- und Stärkefabrik, Weberei, Garn, Wein und Getreidehandel u.s.w. - Silberberg, 1594 Einwohner, im Eulengebirge, ehemals Festung 3.
Ranges; von 1370 an wurde hier Silberbergbau getrieben.1765 - 1777 hat Friedrich der II. neben der Stadt eine Bergfestung angelegt mit in den Fels gehauenen Werken; in den 3 Reihen Kasematten u.s.w. haben 5000 Mann Platz. Große Thurm- und Taschenuhrenfabrik.
Warta, 1164 Einwohner, links an der Neiße, ein Wallfahrtsort (jährl. an 50.000 Pilger), mit schöner Kirche , an engem Passe zwischen steilen Gebirgsabhängen; treibt Weberei, Strumpfwirkerei, und manche andere Gewerbszweige. - In der, der Prinzeß Marianne der Niederlande gehörenden Herrschaft Kamenz, einer 1810 säcularisirten Cistercienser Abtei, ist das alte Gebäude auf dem Hartaberge in ein äußerst prächtiges und großartiges Schloß umgewandelt, nach Schinkels Plane, mit 100 Zimmern und Sälen, 4 großen und 5 kleinen Thürmen; einer der reizendsten Punkte Schlesiens, 492 Einwohner.

Grafschaft Glatz

18.) Kreis Glatz, 60.407 Bewohner, -
Die Stadt, 11.541 Einwohner (1657 Soldaten), an der Neiße, Festung 2. Ranges, hat 4 Kirchen, Tuch und Plüschfabriken, fertigt Rosenkränze u.s.w. - Reinerz, 3167 Einwohner, an der Weistritz, in 1772 P.F. = 575,6 m.
Höhe, mit 4 Kirchen, hat berühmte Heilquelle und Molkenanstalt, viel Baumwollwaaren-Fabrikation, Tuch und Papierfabriken, Eisenhütte u. s. w. - Dorf Eisersdorf, 1180 Einwohner, an der Biele, hat eine große Baumwollspinnerei, Maschinenweberei, 2 Schlösser. - Flecken Ullersdorf, 2285 Einwohner, mit großer Baumwoll- und Flachsspinnerei (650 Arbeiter). - Dorf Rengersdorf, 1978 Einwohner, Baumwollspinnerei, 700 Arbeiter, 20.000 Spindeln. - Zum Flecken Deutsch-Tscherbenei, 2391 Einwohner, gehört die von Nachkommen böhmischer Hussiten bewohnte Colonie Cudowa, d. h.
Armut, wo eine berühmte Heilquelle ist. -

19.) Kreis Neurode, 48.530 Bewohner. -
Die Stadt, 6249 Einwohner, an der Walditz, hat 4 Kirchen, Maschinen-Spinnerei und Weberei. - Dorf Albendorf, 1705 Einwohner, mit schöner katholischer Kirche, einem seit 1218 viel besuchten Wallfahrtsorte. - Wünschelburg, 1829 Einwohner, am Fuße der Heuscheuer, mit 2 Kirchen, ein in Manufakturen thätiger Ort. - Flecken Schlegel, 2960 Einwohner.

20.) Kreis Habelschwerdt, 58,720 Bewohner. - Die Stadt, 4378 Einwohner, an der Neiße, mit 3 Kirchen. - Landeck bei Glatz, 2359 Einwohner, an der Biele, ist ein besonders von Polen besuchtes Schwefelbad. Nahe Ruine Karpenstein oder Wölfelsfall, der bedeutendste Wsserfall der Sudeten. - Wilhelmsthal, 701 Einwohner, am N.-Fuß des großen Schneeberges. - Mittelwalde, 2152 Einwohner, nahe der Neißequelle und der Grenze hat starke Wollweberei, Strumpfwirkerei, Tabaksfabrikation, ein Schloß u.s.w. Zur Majoratsherrschaft Mittelwalde des Grafen v. Althann gehört auch Dorf Wölfelsgrund, 62 Einwohner, mit schönem Schlosse, neben welchem ein hoher Berg die berühmte Wallfahrtskapelle Mariaschnee trägt. - Dorf Grafenort, 1307 Einwohner, mit einem alterthümlichen Schloß, herrlichen Gärten, großartiger Schäferei u.s.w. des Grafen von Herberstein.

Fürstenthum Oels

21.) Kreis Trebnitz, 52.530 Bewohner. -
Die Stadt, 4506 Einwohner am Trebnitzer Wasser und den Bergen, ist eine braunschweigische Mediatstadt, mit 2 Kirchen; in der Krypta der schönen katholischen Kirche die Wunderquelle Hedwigsbrunnen.
Eine Maschinen-Spinnerei in dem ehemaligen Cistercienser - Nonnenkloster, das eins der reichsten Stifter Schlesien war (mit den Gebeinen der heiligen Hedwig). - Stroppen, 814 Einwohner. -

22.) Kreis Oels, 64.559 Bewohner. -
Die Stadt, 8134 Einwohner (70 Soldaten), an der Oelse, 3 M. von Breslau, Hauptort des mediatisirten Fürstenthums Oels, hat
5 Kirchen, ein großes Braunschweigisches Schloß mit Bibliothek, Synagoge, Schauspielhaus u.s.w. Das Fürstenthum Oels,kam von schlesischen Herzögen an Böhmen und durch Heirat an Braunschweig, das es noch besitzt. Es ist ein preußisches Lehn und besteht aus
26 Städten und Rittergütern; -
Bernstadt i. Schl. (Bierutow), 3861 Einwohner, mit 2 Kirchen, Schloß hat viel Gerberei u.s.w.; Es ist herzogliche Immediatstadt. - Juliusburg, 804 Einwohner, an einem Nebenflusse der Oelse, ist Immediatstadt. - Hundsfeld, 1195 Einwohner, an der Weida, mit 2 Kirchen u.s.w. ist herzoliche Mediatstadt. Die schon genannten Stebnitz und Stroppen, sowie Constadt im Reg. Bezirk Oppeln sind Mediatstädte; das gleich zu nennende Medzibor ist Immediatstadt. Auch 10 Rittergüter gehören dem Herzog von Braunschweig. Bei Hundsfeld in Sackrau eine große Papierfabrik mit 415 Arbeitern und 7 Dampfmaschinen.

23.) Kreis Polnisch Wartenberg, 52.195 Bewohner. - Poln. Wartenberg, 2490 Einwohner, an einem Nebenflusse der Bartsch, im W. von Kempen, hat 2 Schlösser, 3 Kirchen und ist ein gewerbthätiger Ort. Die fürstliche Familie Biron von Kurland (ursprünglich Büren) von dem Herzog von Kurland stammend, besitzt seit 1724 die nahe große freie Standesherrschaft Wartenberg, 32 Güter umfassend; eine andere Linie das Fürstenthum Sagan.
Flecken Goschütz, 882 Einwohner, an einem Nebenflusse der Bartsch, liegt in der fast großen freien Standesherrschaft Goschütz der Grafen von Reichenbach (17 Güter). - Medzibor oder Mittelburg, 1549 Einwohner, nahe der posenschen Grenze, gehört zu Oels. - Festenberg, 2143 Einwohner, an den Trebnitzer Bergen. -

24.) Kreis Militsch, 55.802 Bewohner. -
Die Stadt, 3316 Einwohner, an der Bartsch hat 3 Kirchen, Synagoge, berühmte Töpfereien, und gehört zur 2 - zweidrittel großen freien Standesherrschaft Militsch der Grafen von Maltzahn. - Zu der freien Standesherrschaft Trachtenberg des Fürsten von Hatzfeld gehören außer etwa 40 Gütern und Dörfern die Städte Trachtenberg, 3118 Einwohner, an der Bartsch, mit fürstlichem Schlosse und Gärten, und Prausnitz, 2149 Einwohner, südlicher, mit 3 Kirchen, - Sulau, 770 Einwohner, an der Bartsch, mit einem Schloß und 2 Kirchen, zu der freien Minder-Standesherrschaft Sulau gehörig; in einer anderen solchen, den Grafen v. Wilamowitz-Möllendorf gehörig, liegt der Flecken Freihan, 1000 Einwohner; eine dritte ist Neuschloß, dem Fürsten von Pleß, Grafen von Hochberg, gehörig.

Quelle Brockhaus 1922

Mediat (neulat,), mittelbar, im alten deutschen DtR. Herrschaften, die nicht unmittelbar unter dem Kaiser standen, sondern unter einem R.-Land als Zwischenherrn.
Mediatisierte, Standesherrn, die durch R-Deputationshauptbeschluss 1803, durch Rheinbund 1806 und den Dt. Bund 1815 einem anderen Staat einverleibt wurden.

Oberschlesien :

Land- und Forstwirtschafts Distrikts
1.) Kreis Oppeln 102.099 Bewohner - Die Stadt
11.883 Einwohner (200 Soldaten)= an der Oder in 481 P.F. = 156 m Höhe, hat ein Schloss auf der Oderinsel Pascheke; 4 Kirchen, von denen die Adalbertskirche 995 gegründet ist; Fabriken und Handel. - Dorf Königshuld 360 Einwohner, hat eine grosse Eisen- u. Stahlwarenfabrik.- Flecken Malapane, 135 Einwohner, an der Malapane, mit dem grössten königl. Eisenhüttenwerke Schlesiens 500 Arbeiter, Maschinenbauerei, Hüttenamte u.s.w.- Krappitz, 2546 Einwohner an der Oder. - Städtel Proskau, 1899 Einwohner, landwirtschaftliche Lehranstalt im Amtsschlosse, hat 2 Kirchen, Fayencefabriken, Pottaschsiederei u.s.w.- Flecken Karlsruhe oder Pokoi, 2132 Einwohner mit schönem herzogl. Schlosse und Gärten, 2 Kirchen Majorats des Herzogs von Württemberg.
2.) Kreis Groß Strehlitz 61.264 Bewohner - Die Stadt 3853 Einwohner hat 3 Kirchen, daneben die Güter des Grafen v. Renard - Leschnitz,
1439 Einwohner, am Fusse des St. Annaberges, auf welchem ein Dorf mit 727 Einwohnern liegt, ein
1516 gegründetes Kloster, Kirche und 35 Kapellen
3.) Kreis Lublinitz 42326 Bewohner - Die Stadt, 2404 Einwohner, an einem Nebenflusse der Malapane hat
4 Kirchen. Herrschaft Koschentin (Dorf mit Schloss
1494 Einwohner) des Prinzen zu Hohenlohe-Ingelfingen Guttentag oder Dobrdzien, 2347 Einwohner, an einem Nebenflusse der Malapane. Dabei auch eine Allodial- Herrschaft dieses Namens des Herzogs von Braunschweig.

Land- und Forstwirtschafts Distrikts :

4.) Kreis Rosenberg 46.886 Bewohner - Die Stadt,
3346 Einwohner, an der Stoberquelle -
Landsberg in OS oder Gorzow, 1138 Einwohner an der Prosna. Dabei die Fideicommißherrschaft des Prinzen zu Hohenlohe-Ingelfingen - Dorf Zembowitz, 513 Einwohner in der Herrschaft des Herzogs von Ratibor, Prinzen zu Hohenlohe-Waldenburg = Schillingsfürst, Fürsten zu Corvey - 23 Güter bilden die Herrschaft Karmunkau, Haus-Fideicommiß des Königs.
5.) Kreis Kreuzburg (Konstadt) mit 42.043 Bewohnern - Die Stadt, 5074 Einwohner (71 Soldaten), an der Stober, mit Schloß, 2 Kirchen, 2 Vorstädten u.s.w. - Pitschen, 2106 Einwohner, an einem Nebenflusse der Prosna, mit 3 Kirchen. - Konstadt, 2172 Einwohner, an einem Nebenflusse der Stober gehört zu Oels.
6.) Kreis Frankenberg an der Steinau, 40585 Bewohner, ein an Seen reicher Distrikt.- Die Stadt, 1960 Einwohner, an derSteinau. - Schurgast, 720 Einwohner, an der Glatzer Neisse- Dorf und Flecken Friedland, 959 Einwohner an der Steinau.

Bergbaulandschaft :

7.) Kreis Kosel, 64.984 Bewohner - Die Stadt 4514 Einwohner ( 1154 Soldaten ), an der Oder - Klodnitz=Mündung, in 549 P.F.= 178,3 m Höhe, Festung kann ringsherum unter Wasser gesetzt werden. - Gnadenfeld, 418 Einwohner, eine Herrnhuter-Colonie, mit theologischem Seminar. - Dorf Slawentzitz, 473 Einwohner, in der 7 D=M (?) grossen freien Standesherrschaft des Fürsten von Hohenlohe-Oehringen, mit prachtvollem Schloss und Park.

Bergbaulandschaft :

8.) Kreis Tost=Gleiwitz 84.329 Bewohner.
Kostenthal, 1.580 Einwohner, 2 M. von Kosel, sehr alt. - Dieser Kreis nebst den folgenden Pleß, Rybnick, Tarnowitz, Beuthen, Kattowitz, förderte 1871 aus 120 Bergwerken 131.144.049 Ctr. Steinkohle = 12.353.707 Thlr. durch
28.103 Arbeiter (mit 44.399 Familienmitgliedern)- Aus 64 Eisenerzförderungen durch 3.038 Arbeiter ( mit 3.591 Familienmitgliedern ) 8.058.089 Ctr. Eisenerz = 559.410 Thlr. -
32 Hütten und Hochöfen lieferten 4.650.400 Ctr. Roheisen, 435.956 Ctr. Gußwaaren;
52 Hütten 3.545.590 Ctr. Stabeisen = 11.458.142 Thlr.
In 56 Bergwerken förderten 8239 Arbeiter ( mit 10348 Familienmitgliedern ) 286.389 Ctr. Zinkerz in 28 Zinkhütten wurden 639.411 Ctr. Rohzink dargestellt.
In der Friedrichshütte 12.217 Pfd. Silber und
136.253 Ctr. Blei. -
Gleiwitz, 12.937 Einwohner ( 119 Soldaten ), an der Klodnitz in 693,5 P.F. = 225,3 m Höhe, 3 Kirchen, königl. Hüttenwerk, großartige Eisenwerke und Maschinenfabriken, Lederfabriken, Spinnerei, Weberei u.s.w. - Tost oder Toszek, 1767 Einwohner an einem Nebenflusse der Klodnitz.- Flecken Kieferstädtel, 1015 Einwohner, Die Fideicommißherrschaft gehört zum Herzogtum Ratibor des Prinzen zu Hohenlohe-Waldenburg= Schillingsfürst- Preiskretscham oder Piskowice, 3.773 Einwohner, an einem Nebenflusse der Klodnitz mit Eisenwerken und Fabriken.

9.) Kreis Ratibor, 116.517 Bewohner-
Die Stadt 15.322 Einwohner (982 Soldaten), an der Oder, in 580 P.F. = 188,4 m Höhe, hat 5 Kirchen, eine 300 F. lange Brücke, ehemals Klöster; Sie treibt einige Industrie. Sie war 1288 - 1532 Hauptstadt eines Herzogthums, das seit 1821 mediatisirt ist, bis 1834 dem Landgrafen von Hessen-Rothenburg gehört hat, jetzt aber im Besitz des Prinzen Hohenlohe-Waldenburg=Schillingsfürst
Fürsten von Corvey ist.-
Hultschin, 2729 Einwohner, an der Oppa, hat Steinkohlengruben, Maschinenspinnerei,Webereien u.s.w.
20 Rittergüter gehören Salomon v. Rothschild; Das Majorat Kuchelna dem Fürsten von Lichnowski-Werdenberg.

Bergbaulandschaft :

10.) Kreis Rybnik, 74.121 Bewohner-
Die Stadt, 3664 Einwohner, an der Rudka, Hüttenamt, mit 4 Kirchen, Hüttenwerk, Papiermühle, Weberei u.s.w. - Sobrau in Ober-Schlesien, 4043 Einwohner (126 Soldaten) am Sobrauer Wasser, mit Eisengießerei, Blechfabrik, Weberei, Zeugdruckerei u.s.w. - Loslau, 2401 Einwohner an einem Nebenflusse der Oder, treibt starke Schumacherei u.s.w. - Groß Rauden, 2290 Einwohner, ein reger Ort mit ansehlichen Eisenhüttenwerken. -

11.) Kreis Pleß, 90131 Bewohner, der südöstlichste, - Die Stadt, 3854 Einwohner, zwischen mehreren Seen, mit 3 Kirchen, schönem Schlosse, Gärten, Weberei, chemischer Fabrik, liegt in dem 20 O.=M. (?) großen Mediatisirten Fürstenthume Pleß, früher eine Secundogenitur von Anhalt-Köthen, zu dem es seit
1765 gehörte. Der jetzige Fürst v. Pleß ist Reichsgraf von Hochberg, Freiherr zu Fürstenstein, Herr auf Reuschloss u.s.w. und ist Besitzer durch Erbschaft. Dazu gehören Stadt Nikolai, 5001 Einwohner, so wie Dorf Anhalt, 571 Einwohner, an der polnischen Grenze, und deutsch und polnisch Weichsel, an der Weichsel, 717 und 1141 Einwohner - Nieder-Goczalkowitz, 1212 Einwohner, wichtiger Badeort mit einer Jodquelle - Tichau, 3121 Einwohner, 2,5 M. von Pleß, hat Steinkohlenbergbau.

12.) Kreis Tarnowitz mit 38.891 Bewohnern - Tarnowitz, 6906 Einwohner liegt in 919 P.F. = 298,5 m.
Höhe. Es ist Sitz des Oberschlesischen Bergamtes; umgeben ist es von Eisen- und Bleigruben und hat eine Zementfabrik und Dampfmahlmühlen, 2 Kirchen. Dabei das
1784 gegründete Blei- und Silber Hüttenwerk Colonie Friedrichshütte, 174 Einwohner und Friedrichsgrube 70 Einwohner. 1872 förderten 690 Arbeiter 217.000 Ctr; Die Hütte stellte dar: 15.000 Ctr. Blei, 21.000 Ctr. Glätte, 122 Ctr. Silber - Radzionkau, 2629 Einwohner. 1¼ M. von Beuthen, Dorf mit etwas Eisenezrförderung und H. v. Donnersmarcksches Gut.

Bergbaulandschaft :

13.) Kreis Beuthen, mit 85.164 Bewohnern- Beuthen (Bythom), 15.711 Einwohner, am Beuthener Wasser, in 849P.F. = 276 m. Höhe hat 2 Kirchen,
4 Vorstädte mit Eisen - auch Zinkgruben. Die polnische Grenze ist ½ M. entfernt. Eisen produciren die
Friedens- und Eintrachtshütte, Zink die Beuthner, Rosamunde und Clarahütte, Steinkohle die übrigen
11 Gruben. Die Herrschaften Beuthen, Siemianowitz und Reudeck sind im Besitze des Grafen Henckel von Donnersmarck - Orzegow, 4112 Einwohner. Dabei die Paulus Steinkohlengrube, die 1854 erbaute Godulla Zinkhütte mit 36 Doppelöfen, die Morgenroth Zinkhütte, die Gutehoffnungs Zinkhütte; entfernter die Bobrek Zinkhütte, die Elisabeth Galmeigrube und die Eisenhütte Bulcan. - Deutsch Piekar, 6333 Einwohner; dabei Scharley mit
4 der bedeutendsten Gakmeigruben: Scharley, Neue Helene, Wilhelmine und Cäcilie Grube; die überaus großartige Arbeit besorgt eine Anzahl von Arbeitern, wie es eine gleiche wohl nirgend gibt- Königshütte, 19.536 Einwohner (146 Soldaten) in 859 P.F.=
279 m. Höhe. Hüttenamt. Die Hütte hat 8 Hochöfen.
Dabei die Alvenslebener Hütte, welche Eisen, und die Lydognia Hütte, welche Zink producirt. Dazu gehört die Schwientochlowitzer Bergfreiheit. - Schwientochlowitz, 5260 Einwohner, Dorf mit Steinkohlen- gruben, der Eisenhütte Betlem-Falva und einer Chamott Ziegelei. - Ober Haiduk, 3426 Einwohner, Dorf des Grafen Henckel von Donnersmarck, wie die vorigen Orte gleichfalls. - Chropaczow 7031 Einwohner - Lipine, ein Fabrikort, bestehend aus den Zinkhütten-Werken der Silesia genannten schlesischen Actien Gesellschaft für Bergbau und Zinkhüttenbetrieb, welche Werke Silesia I, II, III, die größten bestehenden Zinkwerke sind. Die David Zinkhütte ist Privatbesitz. - Miechowitz, 4667 Einwohner, mit 3 Galmei und 1 Bleigrube.

14.) Kreis Zabrze mit 38,857 Bewohnern. - Bei Alt- und Klein Zabrze, 5931 Einwohner, und Zaborze,
5914 Einwohner, ersteres am Beuthener Waser, mit der Donnersmarck Eisenhütte, dem Eisenhüttenwerk Redenhütte,
3 Cokes Anstalten und einer Dampfmahlmühle, ist die Königin Luisen Grube, eine der bedeutendsten in Preußen.- Ruda, 5943 Einwohner, in bedeutendem Kohlenrevier, mit der Zinkhütte Karlshütte, der Bertha Eisenhütte und einer Chamott Ziegelei.- Biskupitz, 5408 Einwohner, mit Borsigschen Kohlengruben.
Borsig-Werk, 2748 Einwohner, 1863 gegründet, hat im Jahre 1873 gefördert :
1.110.310 Ctr. Eisenerz durch 289 Arbeiter,
5 Dampfmaschinen von 90 Pferdekraft und 6 Dampfachsen
5.570.862 Ctr. Kohlen durch 983 Arbeiter,
7 Dampfmaschinen von 1508 Pferdekraft und 21 Dampfachsen und producirte 463,530 Ctr. Roheisen, 23.340 Ctr. Gußwaaren, durch 350 Arbeiter und 7 Dampfmaschinen von 1075 Pferdekraft,
22 Dampfkessel, 3 Hochöfen, 2 Cupolöfen, unter Verbrauch von 939.140 Ctr. Cokes, 1,531.046 Ctr. Eisenerze, 684.639 Ctr. Kalkstein und 24.740 Ctr. Roheisen zu Gußwaaren. - Es wurden gefertigt 1260 Ctr. Schmidestücke, 150.000 Ctr. Stabeisen und Stabstahl, 156,200 Ctr. Eisen- und Stahbleche, 28.100 Ctr. Stahl-Ingots und Stahlguß durch 1000 Arbeiter, 26 Dampfmaschinen von 1700 Pferdekraft,
15 Dampfhämmer, 61 Dampfkessel, 40 Puddelöfen, 25 Schweißöfen,
3 Glühöfen, 3 Stahlschmelzöfen, 3 Vorwärmöfen, 2 Dampfkrähne,
7 Walzenstraßen unter einem Verbrauche von 490.000 Ctr.
Roheisen, 1.3000.000 Ctr. Kohlen und 43.000 Ctr. Schmiedeeisen-Abfällen.

Bergbaulandschaft :

14.) Kreis Kattowitz mit 73.983 Bewohnern. - Kattowitz, 8132 Einwohner, Stadt an der Eisenbahn, vor 30 Jahren ein elendes Dorf mit einem Zinkblech Walzwerk, Eisenbahnschienen Walzwerk, Maschinenbau-Anstalt, Eisengießerei, Fanny-Zinkhütte, Dampfmahlmühle, Bierbrauereien, andreren Fabriken, mehreren anderen Zinkhütten, Steinkohlengruben. Es ist der schönste, bestsituirte Ort der Gegend. - Bogutschütz, 4376 Einwohner, mit Zinkhütten und Steinkohlengruben.
Klein Dombrowka, 3243 Einwohner, mit der Pauls-Zinkhütte und einer Zinkweißfabrik. - Myslowitz, 6259 Einwohner, an der polnischen Grenze, mit
Zink- Eisen und Steinkohlengruben. -
Rosdzin, 2967 Einwohner; dabei der Hohofen Dietrichhütte und eins der bedeutendsten Steinkohlenbergwerke, die Luisen-Glück-Grube. - Brzezinka, 2934 Einwohner, mit Kohlengruben und Fabriken. - Siemianowitz, 11.419 Einwohner, mit dem Donnersmarckschen Steinkohlenwerke Eugenienglücksgrube und der Georgs Zinkhütte.- Laurahütte, 1301 Einwohner, ein Eisenhüttenm Etablissement,
1838 gegründet, 6 Hochöfen, 3 Walzhütten und 1 Drehwerkstatt, mit 8 Dampfkesseln und 2 Dampfmaschinen von 279 Pferdekraft,
2927 Arbeiter. -
Michalkowitz, 1944 Einwohner, mit 3 Zinkhütten und
1 Steinkohlengrube. -
Antonienhütte, 3766 Einwohner, zwischen Beuthen, Gleiwitz und Nicolai, ist Henkel von Donnersmarckscher Besitz, mit ansehlichen Kohlegruben, den großen Zinkhütten Antonien-, Hugo-, Liebehoffnungshütte, einer Zinkweiß- und einer Chamottfabrik, einer Knochenmühle, Ziegeleien und Tonwaarenfabrik u.s.w..
Dorf Bykowine, 964 Einwohner, eine der ältesten Hütten Oberschlesiens, die Thurco-Zinkhütte; beim Dorf Hallemba, 743 Einwohner, die Thurco Eisenhütte. - Chorzow, 3342 Einwohner, mit Steinkohlengruben und Zinkhütten.

Sudetischer Grenzgürtel

16.) Kreis Neustadt in Oberschlesien mit 86315 Bewohnern. - Die Stadt,oder Prudnitz, 10.939 Einwohner (315 Soldaten), an der Prudnica und Braune, nahe der Österreichischen Grenze, hat 4 Kirchen und viele Industrie; Damastwebereien mit 660 Arbeitern, 381 Stühle. -
Ober- und Klein Glogau, 4660 Einwohner (128 Soldaten), an der Hotzenplotz, mit 3 Kirchen. - Zülz oder Biala, 298 Einwohner, am Zülzerwasser. -
17.) Kreis Neiße, 93.315 Bewohner. -
Die Stadt, 19.367 Einwohner (4075 Soldaten), an der Glatzer Neiße, in 641,6 P.F. = 208,4 m. Höhe, Festung 2. Ranges, besteht aus der Stadt rechts, der Friedrichstadt links und dem Fort Preußen, in RW. der letzteren. Sie hat 5 katholische und
2 evangelische Kirchen, Gewehr- und chemische Fabrik, Tabaksfabrik, Spinnerei und Weberei u.s.w. Auf dem Kapellenberge ein eiserner Obelisk. - Ziegenhals, 4918 Einwohner, an der Biele - Nahe Patschkau, 4924 Einwohner mit 3 Kirchen. -
18.) Kreis Grottkau, 44.279 Bewohner, -
Die Stadt, 4368 Einwohner (247 Soldaten), an einem Nebenflusse der Neiße, hat 3 Vorstädte, 2Kirchen. - Ottmachau, 3357 Einwohner, an der Neiße. -
19.) Kreis Leobschütz, 82.474 Bewohner. - Die Stadt 10.687 Einwohner (136 Soldaten) , an der Zinna, in 501,3 P.F.= 162,8 m. Höhe, hat 3 katholische, eine evangelische Kirche. - Bauerwitz oder Babarow, 2403 Einwohner, an der Zinna. - Flecken Tropplowitz, 511 Einwohner, am Goldbach. - Flecken Deutsch Neukirch, 1147 Einwohner, an der Troje, mit 2 Kirchen, Schloß u.s.w. - Katscher, 3606 Einwohner, an der Troje, in Preußisch Mähren.

1. Teil Niederschlesien, zweiter Teil Oberschlesien

Die Provinz Schlesien,

716,25 R.O.M. mit 3.707.167 Bewohnern, nahe so groß, wie die Provinz Brandenburg. 410,6 O.M. sind Frucht, 79,19 O.M. Gras,216,5 O.M. Holz tragende, 25,1 O.M. fast ertraglose Fläche.
1869,27 Kilom.= 246,8 g.M. Eisenbahnen (1872) - ein siebtel ist Gebirge, dreisiebtel sind Berg- und Hügelland, 3 siebtel welliges und ebenes Tiefland. Kiefer und Fichte bilden die Massenreviere des höher gelegenen Diluvialbodens, während Lärche, Bergahorn, Esche und Eiche eingesprengt vorkommen, wogegen die Buche selten ist und der Mittel- und Niederwald fast ganz fehlt.

Als Schlesien in und nach dem siebenjährigen Kriege an Preußen kam,unterschied man:

Niederschlesien mit den unmittelbaren Fürstenthümern Breslau, Brieg, Schweidnitz, Jauer, Liegnitz,Wohlau und Glogau; den mittelbaren Fürstenthümern Sagan, Oels und Karolath; den freien Standesherrschaften Militsch, Trachenberg,Wartenberg und Goschütz, und den Minderherrschaften Reuschloß, Freihan und Sulau;

Oberschlesien mit den unmittelbaren Fürstenthümern Oppeln und Ratibor,dem mittelbaren Fürstenthume Münsterberg, Dem Preußischen Antheile an den mittelbaren Fürstenthümern Neiße, Troppau und Jägerndorf, den freien Standesherrschaften Pleß und Beuthen, und der freien Minderherrschaft Loslau; - und die souveraine Grafschaft Glatz, eine Herrschaft, die 1462 zu einer Grafschaft erhoben worden war.

Mehr als ein drittel der Provinz (36,8 %) hat Lehm- und Tonboden, am meisten der Reg. Bez. Breslau (47,8 % seiner Fläche); etwas ein drittel ist Sandboden, am meisten in Oppeln. Der Lehm liegt weit überwiegend auf der Höhe. Das mittelschlesische Becken enthält mit seinen bei Liegnitz am mächtigsten erscheinenden Lehm - und Tonschichten die fruchtbarsten Theile der Provinz, und nächst ihm die Berggelände, während weiter nach S.O. die Braunkohlenmassen herrschend werden. Meitzen rechnet als dem Hochgebirge angehörend
70,8 O.=M. (in welchem 87,7 % der Fläche Lehm sind), und links von der Oder gute Bergländer 242,7 O.=M. (in welchem 64,5 % der Fläche Lehm und 12,6 % Sand sind),und die übrige Provinz 417,7 O.=M.
(in welcher47,2 % der Fläche Sand, 34,9 % gemischter Boden und
12,9 % Lehm sind)

Das östliche Oberschlesien hat schon wegen seines nassen, undurchlassenden Untergrundes keinen guten Boden; besonders nachteilig ist der dem Tone beigemischte feine Schwemmsand. Zu den günstigeren Teilen gehören der Norden des Kreuzburger Kreises, die Gegend des Annaberges bei Ujest bis Tost, der Boden um Gleiwitz und der S. des Plesser Kreises. Links von der Oder haben Kosel und Ratibor trefflichen Boden; auf dem Übergange zum Gebirge ist er weniger gut; aber höher hinauf, in den weiten, welligen Plateaus wird er so vorzüglich, wie in des besten Kreisen Mittelschlesiens. Auch der höhere Gebirgsrand, mit seinem Lehm auf den krystallinischen und Übergangs-Gebirgsschichten, ist von großer Fruchtbarkeit.

Mittelschlesien hat selbst in seinem mehr als 30 O.M. großen Hochgebirgsgebiete keinen ungünstigen Boden, selbst nicht auf dem Sandsteine. Reichen Ertrag aber geben erst die Landstriche nach der offenen Ebene hin, nur daß der hier weit ausgedehnte fruchtbare Lehmboden wenig gleichartig ist. Längs des Fußes des Gebirges haben die zersetzten Gesteine vorteilhafte Bodenarten geliefert. Auch in der Oderniederung findet sich günstige Mischung. Östlich von der Oder herrscht der Sandboden, z. B. im Bartschthale vor ; indes hat der Landrücken und der Boden zu den Trebnitzer Höhen hinauf sehr günstigen Lehmboden. -

Im Reg.-Bez. Liegnitz liegt nördlich vom Hochgebirge das beste Land (Löwenberg, Goldberg, Görlitz, Lauban) mit dicker Ackekrume und fehlerfreiem Untergrunde. Dagegen hat die Talebene von Lüben bis Hoyerswerda überwiegend Sandboden mit Kieferforst, Haide und Torfbrüchen.

Das Katzengebirge setzt die Beschaffenheit des Landrückens nach Westen fort. Im Grüneberger Kreise und jenseit der Oder herrscht weit verbreitet leerer Sand und Moor; nur Glogau zeigt günstigen Lehmboden. Schlesien hat im Ganzen eine seiner dichten Bevölkerung entsprechende Fruchtbarkeit, so daß es in guten Jahren selbst seinen Bedarf an Getreide gewinnt; in ergiebigen Jahren führt es selbst Getreide aus und zwar namentlich aus den Reg. - Bezirken Liegnitz und Breslau.

Weizen und Roggen werden mit Vorteil gebaut, auch Hafer und Gerste hinreichend, so wie Buchweizen und Hirse. Bessere Methoden der Bewirtschaftung ersetzen allmälich das Brachesystem oder die ganz systemlose Wirtschaft. Raps und Tabak baut man viel; dagegen hat der ehemals hochwichtige Flachsanbau nachgelassen, seit die schlesische Leinwand in Spanien verboten worden ist, und zwar in Folge von Preußens Nichtanerkennung der Königin Isabella. Man bebaut noch 80 - 100.000 Mrgn. mit Lein, auf denen 100 bis 120.000 Ctr. Flachs gewonnen werden; und regelmäßige Flachsmärkte werden in Breslau und Kreutzburg gehalten.

Der Krappbau im Breslauer Bereiche ist von Bedeutung. In Oberschlesien, borzüglich auf dem Plateau der Tarnowitzer Höhe, ist der Bergbau von größter Wichtigkeit, und in den westlichen, zum Sudeten-Systeme gehörenden Gebirgen, namentlich in den östlichen Vorbergen des Riesengebirges, steigt das Fabrikwesen, die Industrie des Spinnens und Webens vor allem noch beständig, so daß dies eine der wichtigsten Industriegegenden Preußens ist.

1871 hatte Schlesien 159 Steinkohlegruben mit 39.262 Arbeitern und 60.905 Familienmitgliedern, und lieferte 170.544.789 Ctr. Kohlen = 16.916.715 Thlr. Abgesetzt wurden 169.201.098 Ctr. Ferner 35 Braunkohlengruben mit 1406 Arbeitern und 3296 Familienmitgliedern und lieferten 7.709318 Ctr. (fast ganz aus dem Reg.-Bezirk Liegnitz) = 355.645 Thlr. Ferner 69 Bergwerke mit 8394 Arbeitern und 10.591 Familienmitgliedern, und lieferten 5.792.500 Ctr. Erze ( 5.258.381 Ctr. Zinkerze aus dem Reg.-Bezirk Oppeln) = 1.939,445 Thlr.

Unter Schlesiens ausgezeichneten Industriezweigen sind zunächst die großartigen Flachsspinnereien zu nennen (einhalb aller, mit zweidrittel aller Feinspindeln); in Schlesiens Fabriken befindet sich ein fünftel aller Stühle für Leinen und Halbleinen (Leinenstühle als Nebenbeschäftigung hat dagegen die Provinz Preußen fast 15 mal so viel als Schlesien); für baumwollene Gewebe beschäftigt es fast zwei fünftel aller Stühle; nächst Westfalen die meisten Stückbleichereien; Garnbleichereien; Wassermühlen; Walkmühlen; fast ein viertel aller Sägemühlen; ein drittel aller Eisenwerke, und zwar fast sämtlich im Reg.-Bezirk Oppeln, dabei fast so viel Hohöfen, wie die Rheinprovinz;
Blei,- Zink,- Arsenikwerke (Reg.-Bezirk Aachen hat über die Hälfte aller); fast ein viertel aller Glasöfen, mit fast ein fünftel aller Arbeiter; fünf achtel aller Glasschleifereien; chemische Fabriken; nächst Sachsen die meisten (304) Rübenzucker- und Stärke-Fabriken; mehr Destillationen als Brandenburg.

Der Regierungsbezirk Breslau

mit 1.414.584 Bewohnern, der mittlere Teil von den Sümpfen der Bartsch im R.: die Höhen der Trebnitzer oder Katzenberge, das breite Oderthal, die Vorhöhen des Gebirges nebst dem Zobten, das Eulen-Gebirge und ganze Glatzer Gebirgsland, bis südlich von der Neiße Quelle; er ist größer als das Großherzogthum Mecklenburg-Schwerin. - 157,5 O.=M. sind Frucht, 26,3 O.=M. Gras, 51,8 O.=M. holz tragende, 9 O.=M. fast ertraglose Fläche. 515,1 Kilom. = 69,4 g. M. Eisenbahn (1872)

Unter dem Appellations-Gerichte zu Breslau stehen das Stadtgericht ebenda und 23 Kreisgerichte. - Der Reg. - Bezirk ist in 24 Kreise geteilt.- Haupt-Zollämter sind zu Landsberg, Liebau, Mittenwalde, Mislowitz, Reustadt; Haupt-Steuer-Ämter zu Breslau, Glogau, Görlitz, Liegnitz, Oels, Oppeln, Ratibor, Schweidnitz, Wohlau.

a ) Fürstenthum Breslau

1.) Breslau (polnisch Wroclaw) 207.997 Einwohner ( etwa 44.500 Katholiken, 10.446 Juden, 4702 Soldaten), 117 m. über dem Meere, eine alte slawische Stadt, schon 954 vorhanden, von a. 1052 an Bischofsitz; turmreich, nächst Berlin die größte Stadt im Staate, aber eng und winklig, von der Oder durchflossen, an der Mündung der Ohlau und Ohle gelegen. Es besteht aus der Altstadt, von einem doppelten Graben umgeben, 4 größeren Inseln und 5 Vorstädten. Die neuen Vorstädte sind schön, der alte Teil bewahrt zum Teil altertümlich gebaute Giebelhäuser. Das eigentümlichste Gebäude ist das Rathhaus auf dem großen Ring, mit zahlreichen Erkern und bilderreichen Simsen (Schweidnitzer Keller). Auf demselben Platze, wo auch seit 1842 eine Reiterstatue Friedrichs des Großen von Kiß steht, findet man das lebhafteste Treiben. Mit diesem Platze verbunden ist der viel kleinere Blücher-Platz, früher Salz-Ring, mit einem ehernen Standbilde Blüchers, von Rauch. Südlicher, in der Schweidnitzer Vorstadt steht ein Denkmal Tauentziens auf dem danach benannten, mit Anlagen geziertem Platze. Der Neumarkt ist mit einem Springbrunnen versehen. Es gibt 37 benutzte und unbenutzte Kirchen und Kapellen; 12 katholische und 9 evangelische Kirchen.Die Domkirche zu St. Johann, 1170 nach dem Muster der zu Rouen gebaut, hat interessante Kapellen und Denkmäler. Die Kreuzkirche ist 1288 gegründet, die Sandkirche oder Liebfrauenkirche auf dem Sand in der Mitte des 14. Jahrhunderts; St. Elisabeth, von 1257,hat einen 90,7 m. hohen Thurm und sehr große Glocke und Orgel; weitere 42 m. sind a. 1529 eingestürzt. Die Türme der Maria-Magdalenenkirche sind durch eine Bogenbrücke verbunden.
Bedeutende Gebäude sind außerdem, das Stadtgericht (von 1852) das Schloß, das landständische Gebäude, die Börse (von 1824) das General-Commando, das Schauspielhaus, Casernen, der fürstbischöfliche Palast. Die Universität, im ehemaligen Jesuiten-Collegium, ist 1811 von Frankfurt hierher verlegt; sie hat Sternwarte, botanischen Garten, Sammlungen u.s.w.,Bibliothek von 200.000 Bdn., 5 Gymnasten. Breslau hat Gaserleuchtung. -
4 Waisenhäuser, 17 Hospitäler.

Die Gewerbtätigkeit ist bedeutend; zahlreiche Fabriken, Bierbrauereien. Große Maschinen- und Eisenbahnwagenfabriken, eine mit 820 Arbeitern und 9 Dampfmaschinen. Auch der Handel ist noch immer bedeutend; Getreide, Metalle, Tuch, Holz sind Hauptartikel. Breslaus Wollmärkte mögen wohl die bedeutendsten in Deutschland sein.

2.) Der Landkreis Breslau mit 68.927 Bewohnern

Im S.W. von Breslau Dorf Krieblowitz, 143 Einwohner, Blüchers Gut und Schloß, auf einer Anhöhe sein Grab. Nahebei Dorf Scheitnig, mit den Landhäusern der Breslauer und einem Park, gen. der Fürstengarten. -

3.) Kreis Ramslau, 37.318 Bewohner Ramslau, 5246 Einwohner (238 Soldaten) an der Weida, mit
4 Kirchen, hat wichtige Viehmärkte.
Reichthal, 1241 Einwohner, hat starke Schumacherei. Dorf Minkowsky, 609 Einwohner, General von Seidlitz´ Grab.- Dorf Schmograu, 756 Einwohner, das älteste Dorf, ab 965 der erste Bischofssitz.

4.) Kreis Neumarkt in Schlesien, 56.446 Bewohner, Die Stadt, 5448 Einwohner, hat starken Tabaksbau und Fabrikation.
Kanth, 2520 Einwohner, am Schweidnitzer Wasser, mit 2 Kirchen.
Flecken Kostenblut, 1173 Einwohner, hat starke Schumacherei. Dorf Leuthen, 871 Einwohner, mit 2 Kirchen. Schlacht 5. Dez. 1757.Flecken Lissa, 1263 Einwohner, am Schweidnitzer Wasser. Schloß und Park des Grafen v. Wylich und Lottum. - Dorf Fürstenau, 858 Einwohner, ein Fideicommiß des Königs.

Fürstenthum Brieg

5.) Kreis Brieg, 55.172 Bewohner.
Die Stadt, 15369 Einwohner (1109 Soldaten), links an der Oder in 450 P.F. = 146,2 m. Höhe, mit 4 Kirchen, einem alten Schlosse, Fabrikation von Leinwand und Tuch, Handel und Viehmärkten.
Nikolaikirche von 1287. In der Nähe eine der größten Rübenzuckerfabriken. - Dorf Mollwitz, 645 Einwohner, Schlacht 10. April 1741. Löwen, 2074 Einwohner, an der Neiße, mit Schloß und Park. - Dorf Lossen, 1450 Einwohner. Flecken Michelau, 1131 Einwohner, nahe der Neiße, mit 2 Kirchen.-


6.) Kreis Ohlau mit 55.020 Bewohnern. Die Stadt, 7488 Einwohner (401 Soldaten), links an der Oder, rechts an der Ohlau, in 411,4 P.F. = 133,6 m. Höhe, mit 3 Kirchen, 3 Vorstädten und großem Schlosse. - Wansen, 1913 Einwohner, an der Ohlau, mit Schloß und 2 Kirchen.Dorf Klein Oels, 522 Einwohner, Schloß Grafen York von Wartenburg.

7.) Kreis Strehlen, 33.791 Bewohner. Die Stadt, 5834 Einwohner (227 Soldaten), an der Ohlau.
Dorf Hussinetz, 1281 Einwohner, von Bömen bewohnt, mit starker Baumwollweberei.

8.) Kreis Nimptsch, 30.181 Bewohner.
Die Stadt, 2111 Einwohner, an der Loha hat 3 Kirchen.

Fürstenthum Schweidnitz

9.) Kreis Schweidnitz, 82.016 Bewohner. 1871 mit 1521 Webern und 1321 Familienmitgliedern derselben; und 2451 Stühle (außer Maschinenstühlen) waren tätig (323 für Leinen, 2100 für Baumwolle, 5 für Wolle, 23 für gemischte Stoffe). - 1871 wurden 34.716.315 Ctr. Steinkohlen, zur Hälfte aus den Weißsteiner un den konf. Glückhilf Gruben, aus 21 im Betriebe stehenden Gruben mit 78 Dampfmaschinen von
4033 Pferdekräfte gefördert.
Die 4 Porzellanfabriken lieferten durch 4000 Arbeiter für einviertel Mill. Thlr. Ware. Schweidnitz, 16998 Einwohner (1487 Soldaten), an der Weistritz, in 759 P.F. = 246,5 m. Höhe, sonst Festung dritten Ranges, hat große Gewerbetätigkeit und lebhaften Handel. Oberhalb liegt am Schweidneitzer Wasser das Dorf Schlesierthal, 52 Einwohner, zwischen hohen Waldbergen, auf denen 157 m. hoch die Kiensburg Thront. Leutmannsdorf, 2609 Einwohner.
Freiburg in Schlesien, 6805 Einwohner (460 Soldaten), an der Eisenbahn, in 852 P.F. = 276,7 m. Höhe, mit 2 Kirchen, großer Leinen- und Baumwollfabrikation und 1700 Arbeitern, nebst 4000 außerhalb, chemischen Maschinenfabriken u.s.w. - Zobten, 2061 Einwohner in 576 P.F. = 187 m. Höhe hohen Zobtenberge, auf dem eine 1852 erneuerte Wallfahrtskapelle steht. Man übersieht von ihm das ganze mährisch-schlesische Gebirge.

10.) Kreis Striegau, 36.356 Bewohner Die Stadt, 9178 Einwohner, am Striegauer Wasser in 685 P.F. =
222,5 m. Höhe, mit 2 Kirchen, 2 ehemaligen Klöstern. Dorf Oelse, 1216 Einwohner, mit 2 Kirchen, landwirtschaftlichen Lehranstalten, Schloß usw.

11.) Kreis Waldenburg in Schlesien, 99.452 Bewohner 1871 mit 2389 Webern und 2769 Familiengliedern derselben, und es arbeiteten 3922 Stühle (2631 für Leinen, 1770 für Baumwolle, 36 für Wolle, 485 für gemischte Stoffe). - Die Stadt, 10340 Einwohner, an der Polsnitz, in 1308 P.F.= 425 m.
Höhe, von Bergen umgeben, mit stattlichen Häusern, hat viele Steinkohlengruben, Bergamt, große Porcellan- und Steingut Fabriken (925 Arbeiter). Sie gehört zu der freien Standesherrschaft Fürstenstein des Fürsten von Pleß und Grafen von Hochberg. Dazu : Fürstenstein, Schloß dieses Fürsten, nahe bei Freiburg und Waldenburg, reizend gelegen, innen prächtig, mit Gärten und Park. Das malerische Felsthal "Fürstensteiner Grund", mit 200 F. hohen Wänden, trennt davon die alte Burg, eine kleine Ritterburg aus dem Angange dieses Jahrhunderts. Flecken Obersalzbrunn, am Salzbach, 3232 Einwohner, fast 1 Std.lang, neben Warmbrunn, der besuchteste Badeort Schlesien.
Auf einem Berge ein neuerbauter Turm, die Wilhelmsburg. Schlesische Spiegelglas Manufactur Actien Gesellschaft. - Nahe Altwasser, 6985 Einwohner, Flecken und Badeort, in 1280,5 P.F. = 416 m. Höhe, mit Kohlengruben, Eisengießerei, Maschinenfabrik, Pocellanfabrik. Zwischen Altwasser und Waldenburg das Mundloch zum 6400 F = 2009 m. langen 7 ½ F.
hohen, 5 F. breiten Fuchsstollen, den Steinkohlenkähne befahren.Flecken Ober Waldenburg, 2342 Einwohner, hat eine Flachsspinnerei mit 300 Arbeitern.
Flecken Weißstein, 4828 Einwohner, eine Porzellanfabrik mit mehr als 500 Arbeitern. - Flecken Wüstewaltersdorf, 2304 Einwohner, Baumwollfabriken mit 13 Dampfmaschinen und 500 Arbeitern. - Gottesberg, 4865 Einwohner, mit 2 Kirchen, Spinnerei, Weberei, Steinkohlengruben. - Friedland bei Waldenburg, 1910 Einwohner, an der Steinau nahe der böhmischen Grenze, mit 2 Kirchen, Leinweberei, Strumpfwirkerei und Papierfabriken. Flecken Nieder-Wüste-Giersdorf, 3073 Einwohner, mit Wollspinnereien und Webereien ( von Reichenheim ) mit 1400 Arbeitern und 25 Dampfmaschinen.
Flecken Nieder Hermsdorf, 5595 Einwohner.
Flecken Dittersbach, 4704 Einwohner.
Flecken Reußendorf, 3158 Einwohner.
Flecken Dittmannsdorf, 2018 Einwohner.
Dorf Tannhausen, 1505 Einwohner hat eine Baumwollenwaren Fabrik mit 170 Stühlen und 250 Arbeitern. Dabei eine Flachsspinnerei. Flecken Charlottenbrunn, 1279 Einwohner, ein Badeort, treibt großen Leinwandhandel. Dorf Kynau, 588 Einwohner, mit einem Bergschlosse, in der Herrschaft Königsberg.

12.) Kreis Reichenbach unter der Eule, mit 66.004 Bewohnern.
1871 mit 4183 Webern und 3143 Familienmitgliedern, und es arbeiteten
6781 Stühle ( 93 für Leinen, 5885 für Baumwolle, 548 für Wolle,
265 für gemischte Stoffe ). -
Die Stadt, 6925 Einwohner (379 Soldaten), am Peilbach und Eulengebirge, in 798,3 P.F. = 259,3 m. Höhe, hat 4 Kirchen und eine Synagoge, 6 Baumwollfabriken, Woll und Leinweberei, Garnbleichen, Färberei, Zeugdruckerei u.s.w. - Oestlich Gnadenfrei, 780 Einwohner, Herrnhuter Colonie, mit Baumwollfabriken. - Flecken Langenbielau, I, II, II, IV, mit 2378, 3674, 2276 und
4342 Einwohnern an einem Nebenflusse der Peila, mit lebhafter Fabrikation, sonst von Leinwand; Baumwollwebereien (3000 Arbeiter) mit 2000 Stühlen, Dampfmühle, Rübenzuckerfabriken, Färberei, Ziegeleien u.s.w. 2 Kirchen, Schloß und Majorat des Grafen von Sandreczky - Sandraschütz. - Ober, Mittel, Nieder und Königl. Peterswaldau mit 1733, 3873, 1414 und 298 Einwohnern. Flecken und Majorat des Grafen Stolberg-Wernigerode, Woll- und Baumwollwaarenfabriken. - Städtisch Ernsdorf, 2222 und Königlich Ernsdorf, 2088 Einwohner

Fürstenthum Wohlau

13.) Kreis Wohlau, 49.155 Bewohner. -
Die Stadt, 2859 Einwohner (622 Soldaten), rechts an der Oder. - Dyhrfurt, 1543 Einwohner, rechts an der Oder, mit 2 Schlössern und Park, Synagoge, hebräischer Druckerei, Töfereien, u.s.w. - Winzig, 2245 Einwohner, mit 3 Kirchen. - Auras, 968 Einwohner, rechts an der Oder, mit altem Schlosse, treibt Leinweberei, Strumpfwirkerei u.s.w. - Beim Dorf Leubus, rechts an der Oder, 1934 Einwohner, liegt das Dorf Kloster Leubus mit ehemals berühmtem Kloster, jetzt Irrenhaus. -

14.) Kreis Steinau an der Oder, 49.155 Bewohner. - Die Stadt 3236 Einwohner, nahe der Steinau Mündung hat 2 Kirchen, Spinnereien und Webereien usw. - Raudten, 1342 Einwohner, am obern Herzoggraben, hat 3 Kirchen, Maschinenspinnereien, Webereien, Druckerei u.s.w. - Köben, 1128 Einwohner, links an der Oder.

15.) Kreis Guhrau, 36.694 Bewohner. -
Die Stadt, 4037 Einwohner, nahe der Quelle des Landgrabens, mit
2 Kirchen, viel Gewerbethätigkeit, über 100 Windmühlen, in fruchtbarer Gegend, liefert berühmtes Weizenmehl und Spargel. - Herrnstadt, 2283 Einwohner, an der Bartsch, ein Schloß u. 2 Kirchen. - Dorf Tschirnau, 750 Einwohner nahe der Posenschen Grenze.

Fürstenthum Münsterberg

16.) Kreis Münsterberg in Schlesien, 33.434 Bewohner, - Die Stadt, 5491 Einwohner, an der Ohlau, hat 4 Kirchen, 1 Synagoge, Schwefelbad u.s.w. - 4 Herrschaften mit 19 Rittergütern (wobei das Dorf Heinrichau, 924 Einwohner, mit einer ehemals gefürsteten Zisterzienser Abtei) gehören den Erben des Königs der Niederlande.-

17.) Kreis Frankenstein in Schlesien, 49.847 Bewohner. - Die Stadt, 7327 Einwohner, an einem Nebenflusse der Neiße, mit starker Gewerbethätigkeit. Reichenstein, 2044 Einwohner, am Fuß der Gebirge, hat 3 Kirchen, Arsenik Bergwerk, Pulvermühlen, Bitriolsiederei, Pottasch-Bereitung,
Porcellan- und Steingutfabrik, Tabaks- und Stärkefabrik, Weberei, Garn, Wein und Getreidehandel u.s.w. - Silberberg, 1594 Einwohner, im Eulengebirge, ehemals Festung 3.
Ranges; von 1370 an wurde hier Silberbergbau getrieben.1765 - 1777 hat Friedrich der II. neben der Stadt eine Bergfestung angelegt mit in den Fels gehauenen Werken; in den 3 Reihen Kasematten u.s.w. haben 5000 Mann Platz. Große Thurm- und Taschenuhrenfabrik.
Warta, 1164 Einwohner, links an der Neiße, ein Wallfahrtsort (jährl. an 50.000 Pilger), mit schöner Kirche , an engem Passe zwischen steilen Gebirgsabhängen; treibt Weberei, Strumpfwirkerei, und manche andere Gewerbszweige. - In der, der Prinzeß Marianne der Niederlande gehörenden Herrschaft Kamenz, einer 1810 säcularisirten Cistercienser Abtei, ist das alte Gebäude auf dem Hartaberge in ein äußerst prächtiges und großartiges Schloß umgewandelt, nach Schinkels Plane, mit 100 Zimmern und Sälen, 4 großen und 5 kleinen Thürmen; einer der reizendsten Punkte Schlesiens, 492 Einwohner.

Grafschaft Glatz

18.) Kreis Glatz, 60.407 Bewohner, -
Die Stadt, 11.541 Einwohner (1657 Soldaten), an der Neiße, Festung 2. Ranges, hat 4 Kirchen, Tuch und Plüschfabriken, fertigt Rosenkränze u.s.w. - Reinerz, 3167 Einwohner, an der Weistritz, in 1772 P.F. = 575,6 m.
Höhe, mit 4 Kirchen, hat berühmte Heilquelle und Molkenanstalt, viel Baumwollwaaren-Fabrikation, Tuch und Papierfabriken, Eisenhütte u. s. w. - Dorf Eisersdorf, 1180 Einwohner, an der Biele, hat eine große Baumwollspinnerei, Maschinenweberei, 2 Schlösser. - Flecken Ullersdorf, 2285 Einwohner, mit großer Baumwoll- und Flachsspinnerei (650 Arbeiter). - Dorf Rengersdorf, 1978 Einwohner, Baumwollspinnerei, 700 Arbeiter, 20.000 Spindeln. - Zum Flecken Deutsch-Tscherbenei, 2391 Einwohner, gehört die von Nachkommen böhmischer Hussiten bewohnte Colonie Cudowa, d. h.
Armut, wo eine berühmte Heilquelle ist. -

19.) Kreis Neurode, 48.530 Bewohner. -
Die Stadt, 6249 Einwohner, an der Walditz, hat 4 Kirchen, Maschinen-Spinnerei und Weberei. - Dorf Albendorf, 1705 Einwohner, mit schöner katholischer Kirche, einem seit 1218 viel besuchten Wallfahrtsorte. - Wünschelburg, 1829 Einwohner, am Fuße der Heuscheuer, mit 2 Kirchen, ein in Manufakturen thätiger Ort. - Flecken Schlegel, 2960 Einwohner.

20.) Kreis Habelschwerdt, 58,720 Bewohner. - Die Stadt, 4378 Einwohner, an der Neiße, mit 3 Kirchen. - Landeck bei Glatz, 2359 Einwohner, an der Biele, ist ein besonders von Polen besuchtes Schwefelbad. Nahe Ruine Karpenstein oder Wölfelsfall, der bedeutendste Wsserfall der Sudeten. - Wilhelmsthal, 701 Einwohner, am N.-Fuß des großen Schneeberges. - Mittelwalde, 2152 Einwohner, nahe der Neißequelle und der Grenze hat starke Wollweberei, Strumpfwirkerei, Tabaksfabrikation, ein Schloß u.s.w. Zur Majoratsherrschaft Mittelwalde des Grafen v. Althann gehört auch Dorf Wölfelsgrund, 62 Einwohner, mit schönem Schlosse, neben welchem ein hoher Berg die berühmte Wallfahrtskapelle Mariaschnee trägt. - Dorf Grafenort, 1307 Einwohner, mit einem alterthümlichen Schloß, herrlichen Gärten, großartiger Schäferei u.s.w. des Grafen von Herberstein.

Fürstenthum Oels

21.) Kreis Trebnitz, 52.530 Bewohner. -
Die Stadt, 4506 Einwohner am Trebnitzer Wasser und den Bergen, ist eine braunschweigische Mediatstadt, mit 2 Kirchen; in der Krypta der schönen katholischen Kirche die Wunderquelle Hedwigsbrunnen.
Eine Maschinen-Spinnerei in dem ehemaligen Cistercienser - Nonnenkloster, das eins der reichsten Stifter Schlesien war (mit den Gebeinen der heiligen Hedwig). - Stroppen, 814 Einwohner. -

22.) Kreis Oels, 64.559 Bewohner. -
Die Stadt, 8134 Einwohner (70 Soldaten), an der Oelse, 3 M. von Breslau, Hauptort des mediatisirten Fürstenthums Oels, hat
5 Kirchen, ein großes Braunschweigisches Schloß mit Bibliothek, Synagoge, Schauspielhaus u.s.w. Das Fürstenthum Oels,kam von schlesischen Herzögen an Böhmen und durch Heirat an Braunschweig, das es noch besitzt. Es ist ein preußisches Lehn und besteht aus
26 Städten und Rittergütern; -
Bernstadt i. Schl. (Bierutow), 3861 Einwohner, mit 2 Kirchen, Schloß hat viel Gerberei u.s.w.; Es ist herzogliche Immediatstadt. - Juliusburg, 804 Einwohner, an einem Nebenflusse der Oelse, ist Immediatstadt. - Hundsfeld, 1195 Einwohner, an der Weida, mit 2 Kirchen u.s.w. ist herzoliche Mediatstadt. Die schon genannten Stebnitz und Stroppen, sowie Constadt im Reg. Bezirk Oppeln sind Mediatstädte; das gleich zu nennende Medzibor ist Immediatstadt. Auch 10 Rittergüter gehören dem Herzog von Braunschweig. Bei Hundsfeld in Sackrau eine große Papierfabrik mit 415 Arbeitern und 7 Dampfmaschinen.

23.) Kreis Polnisch Wartenberg, 52.195 Bewohner. - Poln. Wartenberg, 2490 Einwohner, an einem Nebenflusse der Bartsch, im W. von Kempen, hat 2 Schlösser, 3 Kirchen und ist ein gewerbthätiger Ort. Die fürstliche Familie Biron von Kurland (ursprünglich Büren) von dem Herzog von Kurland stammend, besitzt seit 1724 die nahe große freie Standesherrschaft Wartenberg, 32 Güter umfassend; eine andere Linie das Fürstenthum Sagan.
Flecken Goschütz, 882 Einwohner, an einem Nebenflusse der Bartsch, liegt in der fast großen freien Standesherrschaft Goschütz der Grafen von Reichenbach (17 Güter). - Medzibor oder Mittelburg, 1549 Einwohner, nahe der posenschen Grenze, gehört zu Oels. - Festenberg, 2143 Einwohner, an den Trebnitzer Bergen. -

24.) Kreis Militsch, 55.802 Bewohner. -
Die Stadt, 3316 Einwohner, an der Bartsch hat 3 Kirchen, Synagoge, berühmte Töpfereien, und gehört zur 2 - zweidrittel großen freien Standesherrschaft Militsch der Grafen von Maltzahn. - Zu der freien Standesherrschaft Trachtenberg des Fürsten von Hatzfeld gehören außer etwa 40 Gütern und Dörfern die Städte Trachtenberg, 3118 Einwohner, an der Bartsch, mit fürstlichem Schlosse und Gärten, und Prausnitz, 2149 Einwohner, südlicher, mit 3 Kirchen, - Sulau, 770 Einwohner, an der Bartsch, mit einem Schloß und 2 Kirchen, zu der freien Minder-Standesherrschaft Sulau gehörig; in einer anderen solchen, den Grafen v. Wilamowitz-Möllendorf gehörig, liegt der Flecken Freihan, 1000 Einwohner; eine dritte ist Neuschloß, dem Fürsten von Pleß, Grafen von Hochberg, gehörig.

Quelle Brockhaus 1922

Mediat (neulat,), mittelbar, im alten deutschen DtR. Herrschaften, die nicht unmittelbar unter dem Kaiser standen, sondern unter einem R.-Land als Zwischenherrn.
Mediatisierte, Standesherrn, die durch R-Deputationshauptbeschluss 1803, durch Rheinbund 1806 und den Dt. Bund 1815 einem anderen Staat einverleibt wurden.

Oberschlesien :

Land- und Forstwirtschafts Distrikts
1.) Kreis Oppeln 102.099 Bewohner - Die Stadt
11.883 Einwohner (200 Soldaten)= an der Oder in 481 P.F. = 156 m Höhe, hat ein Schloss auf der Oderinsel Pascheke; 4 Kirchen, von denen die Adalbertskirche 995 gegründet ist; Fabriken und Handel. - Dorf Königshuld 360 Einwohner, hat eine grosse Eisen- u. Stahlwarenfabrik.- Flecken Malapane, 135 Einwohner, an der Malapane, mit dem grössten königl. Eisenhüttenwerke Schlesiens 500 Arbeiter, Maschinenbauerei, Hüttenamte u.s.w.- Krappitz, 2546 Einwohner an der Oder. - Städtel Proskau, 1899 Einwohner, landwirtschaftliche Lehranstalt im Amtsschlosse, hat 2 Kirchen, Fayencefabriken, Pottaschsiederei u.s.w.- Flecken Karlsruhe oder Pokoi, 2132 Einwohner mit schönem herzogl. Schlosse und Gärten, 2 Kirchen Majorats des Herzogs von Württemberg.
2.) Kreis Groß Strehlitz 61.264 Bewohner - Die Stadt 3853 Einwohner hat 3 Kirchen, daneben die Güter des Grafen v. Renard - Leschnitz,
1439 Einwohner, am Fusse des St. Annaberges, auf welchem ein Dorf mit 727 Einwohnern liegt, ein
1516 gegründetes Kloster, Kirche und 35 Kapellen
3.) Kreis Lublinitz 42326 Bewohner - Die Stadt, 2404 Einwohner, an einem Nebenflusse der Malapane hat
4 Kirchen. Herrschaft Koschentin (Dorf mit Schloss
1494 Einwohner) des Prinzen zu Hohenlohe-Ingelfingen Guttentag oder Dobrdzien, 2347 Einwohner, an einem Nebenflusse der Malapane. Dabei auch eine Allodial- Herrschaft dieses Namens des Herzogs von Braunschweig.

Land- und Forstwirtschafts Distrikts :

4.) Kreis Rosenberg 46.886 Bewohner - Die Stadt,
3346 Einwohner, an der Stoberquelle -
Landsberg in OS oder Gorzow, 1138 Einwohner an der Prosna. Dabei die Fideicommißherrschaft des Prinzen zu Hohenlohe-Ingelfingen - Dorf Zembowitz, 513 Einwohner in der Herrschaft des Herzogs von Ratibor, Prinzen zu Hohenlohe-Waldenburg = Schillingsfürst, Fürsten zu Corvey - 23 Güter bilden die Herrschaft Karmunkau, Haus-Fideicommiß des Königs.
5.) Kreis Kreuzburg (Konstadt) mit 42.043 Bewohnern - Die Stadt, 5074 Einwohner (71 Soldaten), an der Stober, mit Schloß, 2 Kirchen, 2 Vorstädten u.s.w. - Pitschen, 2106 Einwohner, an einem Nebenflusse der Prosna, mit 3 Kirchen. - Konstadt, 2172 Einwohner, an einem Nebenflusse der Stober gehört zu Oels.
6.) Kreis Frankenberg an der Steinau, 40585 Bewohner, ein an Seen reicher Distrikt.- Die Stadt, 1960 Einwohner, an derSteinau. - Schurgast, 720 Einwohner, an der Glatzer Neisse- Dorf und Flecken Friedland, 959 Einwohner an der Steinau.

Bergbaulandschaft :

7.) Kreis Kosel, 64.984 Bewohner - Die Stadt 4514 Einwohner ( 1154 Soldaten ), an der Oder - Klodnitz=Mündung, in 549 P.F.= 178,3 m Höhe, Festung kann ringsherum unter Wasser gesetzt werden. - Gnadenfeld, 418 Einwohner, eine Herrnhuter-Colonie, mit theologischem Seminar. - Dorf Slawentzitz, 473 Einwohner, in der 7 D=M (?) grossen freien Standesherrschaft des Fürsten von Hohenlohe-Oehringen, mit prachtvollem Schloss und Park.

Bergbaulandschaft :

8.) Kreis Tost=Gleiwitz 84.329 Bewohner.
Kostenthal, 1.580 Einwohner, 2 M. von Kosel, sehr alt. - Dieser Kreis nebst den folgenden Pleß, Rybnick, Tarnowitz, Beuthen, Kattowitz, förderte 1871 aus 120 Bergwerken 131.144.049 Ctr. Steinkohle = 12.353.707 Thlr. durch
28.103 Arbeiter (mit 44.399 Familienmitgliedern)- Aus 64 Eisenerzförderungen durch 3.038 Arbeiter ( mit 3.591 Familienmitgliedern ) 8.058.089 Ctr. Eisenerz = 559.410 Thlr. -
32 Hütten und Hochöfen lieferten 4.650.400 Ctr. Roheisen, 435.956 Ctr. Gußwaaren;
52 Hütten 3.545.590 Ctr. Stabeisen = 11.458.142 Thlr.
In 56 Bergwerken förderten 8239 Arbeiter ( mit 10348 Familienmitgliedern ) 286.389 Ctr. Zinkerz in 28 Zinkhütten wurden 639.411 Ctr. Rohzink dargestellt.
In der Friedrichshütte 12.217 Pfd. Silber und
136.253 Ctr. Blei. -
Gleiwitz, 12.937 Einwohner ( 119 Soldaten ), an der Klodnitz in 693,5 P.F. = 225,3 m Höhe, 3 Kirchen, königl. Hüttenwerk, großartige Eisenwerke und Maschinenfabriken, Lederfabriken, Spinnerei, Weberei u.s.w. - Tost oder Toszek, 1767 Einwohner an einem Nebenflusse der Klodnitz.- Flecken Kieferstädtel, 1015 Einwohner, Die Fideicommißherrschaft gehört zum Herzogtum Ratibor des Prinzen zu Hohenlohe-Waldenburg= Schillingsfürst- Preiskretscham oder Piskowice, 3.773 Einwohner, an einem Nebenflusse der Klodnitz mit Eisenwerken und Fabriken.

9.) Kreis Ratibor, 116.517 Bewohner-
Die Stadt 15.322 Einwohner (982 Soldaten), an der Oder, in 580 P.F. = 188,4 m Höhe, hat 5 Kirchen, eine 300 F. lange Brücke, ehemals Klöster; Sie treibt einige Industrie. Sie war 1288 - 1532 Hauptstadt eines Herzogthums, das seit 1821 mediatisirt ist, bis 1834 dem Landgrafen von Hessen-Rothenburg gehört hat, jetzt aber im Besitz des Prinzen Hohenlohe-Waldenburg=Schillingsfürst
Fürsten von Corvey ist.-
Hultschin, 2729 Einwohner, an der Oppa, hat Steinkohlengruben, Maschinenspinnerei,Webereien u.s.w.
20 Rittergüter gehören Salomon v. Rothschild; Das Majorat Kuchelna dem Fürsten von Lichnowski-Werdenberg.

Bergbaulandschaft :

10.) Kreis Rybnik, 74.121 Bewohner-
Die Stadt, 3664 Einwohner, an der Rudka, Hüttenamt, mit 4 Kirchen, Hüttenwerk, Papiermühle, Weberei u.s.w. - Sobrau in Ober-Schlesien, 4043 Einwohner (126 Soldaten) am Sobrauer Wasser, mit Eisengießerei, Blechfabrik, Weberei, Zeugdruckerei u.s.w. - Loslau, 2401 Einwohner an einem Nebenflusse der Oder, treibt starke Schumacherei u.s.w. - Groß Rauden, 2290 Einwohner, ein reger Ort mit ansehlichen Eisenhüttenwerken. -

11.) Kreis Pleß, 90131 Bewohner, der südöstlichste, - Die Stadt, 3854 Einwohner, zwischen mehreren Seen, mit 3 Kirchen, schönem Schlosse, Gärten, Weberei, chemischer Fabrik, liegt in dem 20 O.=M. (?) großen Mediatisirten Fürstenthume Pleß, früher eine Secundogenitur von Anhalt-Köthen, zu dem es seit
1765 gehörte. Der jetzige Fürst v. Pleß ist Reichsgraf von Hochberg, Freiherr zu Fürstenstein, Herr auf Reuschloss u.s.w. und ist Besitzer durch Erbschaft. Dazu gehören Stadt Nikolai, 5001 Einwohner, so wie Dorf Anhalt, 571 Einwohner, an der polnischen Grenze, und deutsch und polnisch Weichsel, an der Weichsel, 717 und 1141 Einwohner - Nieder-Goczalkowitz, 1212 Einwohner, wichtiger Badeort mit einer Jodquelle - Tichau, 3121 Einwohner, 2,5 M. von Pleß, hat Steinkohlenbergbau.

12.) Kreis Tarnowitz mit 38.891 Bewohnern - Tarnowitz, 6906 Einwohner liegt in 919 P.F. = 298,5 m.
Höhe. Es ist Sitz des Oberschlesischen Bergamtes; umgeben ist es von Eisen- und Bleigruben und hat eine Zementfabrik und Dampfmahlmühlen, 2 Kirchen. Dabei das
1784 gegründete Blei- und Silber Hüttenwerk Colonie Friedrichshütte, 174 Einwohner und Friedrichsgrube 70 Einwohner. 1872 förderten 690 Arbeiter 217.000 Ctr; Die Hütte stellte dar: 15.000 Ctr. Blei, 21.000 Ctr. Glätte, 122 Ctr. Silber - Radzionkau, 2629 Einwohner. 1¼ M. von Beuthen, Dorf mit etwas Eisenezrförderung und H. v. Donnersmarcksches Gut.

Bergbaulandschaft :

13.) Kreis Beuthen, mit 85.164 Bewohnern- Beuthen (Bythom), 15.711 Einwohner, am Beuthener Wasser, in 849P.F. = 276 m. Höhe hat 2 Kirchen,
4 Vorstädte mit Eisen - auch Zinkgruben. Die polnische Grenze ist ½ M. entfernt. Eisen produciren die
Friedens- und Eintrachtshütte, Zink die Beuthner, Rosamunde und Clarahütte, Steinkohle die übrigen
11 Gruben. Die Herrschaften Beuthen, Siemianowitz und Reudeck sind im Besitze des Grafen Henckel von Donnersmarck - Orzegow, 4112 Einwohner. Dabei die Paulus Steinkohlengrube, die 1854 erbaute Godulla Zinkhütte mit 36 Doppelöfen, die Morgenroth Zinkhütte, die Gutehoffnungs Zinkhütte; entfernter die Bobrek Zinkhütte, die Elisabeth Galmeigrube und die Eisenhütte Bulcan. - Deutsch Piekar, 6333 Einwohner; dabei Scharley mit
4 der bedeutendsten Gakmeigruben: Scharley, Neue Helene, Wilhelmine und Cäcilie Grube; die überaus großartige Arbeit besorgt eine Anzahl von Arbeitern, wie es eine gleiche wohl nirgend gibt- Königshütte, 19.536 Einwohner (146 Soldaten) in 859 P.F.=
279 m. Höhe. Hüttenamt. Die Hütte hat 8 Hochöfen.
Dabei die Alvenslebener Hütte, welche Eisen, und die Lydognia Hütte, welche Zink producirt. Dazu gehört die Schwientochlowitzer Bergfreiheit. - Schwientochlowitz, 5260 Einwohner, Dorf mit Steinkohlen- gruben, der Eisenhütte Betlem-Falva und einer Chamott Ziegelei. - Ober Haiduk, 3426 Einwohner, Dorf des Grafen Henckel von Donnersmarck, wie die vorigen Orte gleichfalls. - Chropaczow 7031 Einwohner - Lipine, ein Fabrikort, bestehend aus den Zinkhütten-Werken der Silesia genannten schlesischen Actien Gesellschaft für Bergbau und Zinkhüttenbetrieb, welche Werke Silesia I, II, III, die größten bestehenden Zinkwerke sind. Die David Zinkhütte ist Privatbesitz. - Miechowitz, 4667 Einwohner, mit 3 Galmei und 1 Bleigrube.

14.) Kreis Zabrze mit 38,857 Bewohnern. - Bei Alt- und Klein Zabrze, 5931 Einwohner, und Zaborze,
5914 Einwohner, ersteres am Beuthener Waser, mit der Donnersmarck Eisenhütte, dem Eisenhüttenwerk Redenhütte,
3 Cokes Anstalten und einer Dampfmahlmühle, ist die Königin Luisen Grube, eine der bedeutendsten in Preußen.- Ruda, 5943 Einwohner, in bedeutendem Kohlenrevier, mit der Zinkhütte Karlshütte, der Bertha Eisenhütte und einer Chamott Ziegelei.- Biskupitz, 5408 Einwohner, mit Borsigschen Kohlengruben.
Borsig-Werk, 2748 Einwohner, 1863 gegründet, hat im Jahre 1873 gefördert :
1.110.310 Ctr. Eisenerz durch 289 Arbeiter,
5 Dampfmaschinen von 90 Pferdekraft und 6 Dampfachsen
5.570.862 Ctr. Kohlen durch 983 Arbeiter,
7 Dampfmaschinen von 1508 Pferdekraft und 21 Dampfachsen und producirte 463,530 Ctr. Roheisen, 23.340 Ctr. Gußwaaren, durch 350 Arbeiter und 7 Dampfmaschinen von 1075 Pferdekraft,
22 Dampfkessel, 3 Hochöfen, 2 Cupolöfen, unter Verbrauch von 939.140 Ctr. Cokes, 1,531.046 Ctr. Eisenerze, 684.639 Ctr. Kalkstein und 24.740 Ctr. Roheisen zu Gußwaaren. - Es wurden gefertigt 1260 Ctr. Schmidestücke, 150.000 Ctr. Stabeisen und Stabstahl, 156,200 Ctr. Eisen- und Stahbleche, 28.100 Ctr. Stahl-Ingots und Stahlguß durch 1000 Arbeiter, 26 Dampfmaschinen von 1700 Pferdekraft,
15 Dampfhämmer, 61 Dampfkessel, 40 Puddelöfen, 25 Schweißöfen,
3 Glühöfen, 3 Stahlschmelzöfen, 3 Vorwärmöfen, 2 Dampfkrähne,
7 Walzenstraßen unter einem Verbrauche von 490.000 Ctr.
Roheisen, 1.3000.000 Ctr. Kohlen und 43.000 Ctr. Schmiedeeisen-Abfällen.

Bergbaulandschaft :

14.) Kreis Kattowitz mit 73.983 Bewohnern. - Kattowitz, 8132 Einwohner, Stadt an der Eisenbahn, vor 30 Jahren ein elendes Dorf mit einem Zinkblech Walzwerk, Eisenbahnschienen Walzwerk, Maschinenbau-Anstalt, Eisengießerei, Fanny-Zinkhütte, Dampfmahlmühle, Bierbrauereien, andreren Fabriken, mehreren anderen Zinkhütten, Steinkohlengruben. Es ist der schönste, bestsituirte Ort der Gegend. - Bogutschütz, 4376 Einwohner, mit Zinkhütten und Steinkohlengruben.
Klein Dombrowka, 3243 Einwohner, mit der Pauls-Zinkhütte und einer Zinkweißfabrik. - Myslowitz, 6259 Einwohner, an der polnischen Grenze, mit
Zink- Eisen und Steinkohlengruben. -
Rosdzin, 2967 Einwohner; dabei der Hohofen Dietrichhütte und eins der bedeutendsten Steinkohlenbergwerke, die Luisen-Glück-Grube. - Brzezinka, 2934 Einwohner, mit Kohlengruben und Fabriken. - Siemianowitz, 11.419 Einwohner, mit dem Donnersmarckschen Steinkohlenwerke Eugenienglücksgrube und der Georgs Zinkhütte.- Laurahütte, 1301 Einwohner, ein Eisenhüttenm Etablissement,
1838 gegründet, 6 Hochöfen, 3 Walzhütten und 1 Drehwerkstatt, mit 8 Dampfkesseln und 2 Dampfmaschinen von 279 Pferdekraft,
2927 Arbeiter. -
Michalkowitz, 1944 Einwohner, mit 3 Zinkhütten und
1 Steinkohlengrube. -
Antonienhütte, 3766 Einwohner, zwischen Beuthen, Gleiwitz und Nicolai, ist Henkel von Donnersmarckscher Besitz, mit ansehlichen Kohlegruben, den großen Zinkhütten Antonien-, Hugo-, Liebehoffnungshütte, einer Zinkweiß- und einer Chamottfabrik, einer Knochenmühle, Ziegeleien und Tonwaarenfabrik u.s.w..
Dorf Bykowine, 964 Einwohner, eine der ältesten Hütten Oberschlesiens, die Thurco-Zinkhütte; beim Dorf Hallemba, 743 Einwohner, die Thurco Eisenhütte. - Chorzow, 3342 Einwohner, mit Steinkohlengruben und Zinkhütten.

Sudetischer Grenzgürtel

16.) Kreis Neustadt in Oberschlesien mit 86315 Bewohnern. - Die Stadt,oder Prudnitz, 10.939 Einwohner (315 Soldaten), an der Prudnica und Braune, nahe der Österreichischen Grenze, hat 4 Kirchen und viele Industrie; Damastwebereien mit 660 Arbeitern, 381 Stühle. -
Ober- und Klein Glogau, 4660 Einwohner (128 Soldaten), an der Hotzenplotz, mit 3 Kirchen. - Zülz oder Biala, 298 Einwohner, am Zülzerwasser. -
17.) Kreis Neiße, 93.315 Bewohner. -
Die Stadt, 19.367 Einwohner (4075 Soldaten), an der Glatzer Neiße, in 641,6 P.F. = 208,4 m. Höhe, Festung 2. Ranges, besteht aus der Stadt rechts, der Friedrichstadt links und dem Fort Preußen, in RW. der letzteren. Sie hat 5 katholische und
2 evangelische Kirchen, Gewehr- und chemische Fabrik, Tabaksfabrik, Spinnerei und Weberei u.s.w. Auf dem Kapellenberge ein eiserner Obelisk. - Ziegenhals, 4918 Einwohner, an der Biele - Nahe Patschkau, 4924 Einwohner mit 3 Kirchen. -
18.) Kreis Grottkau, 44.279 Bewohner, -
Die Stadt, 4368 Einwohner (247 Soldaten), an einem Nebenflusse der Neiße, hat 3 Vorstädte, 2Kirchen. - Ottmachau, 3357 Einwohner, an der Neiße. -
19.) Kreis Leobschütz, 82.474 Bewohner. - Die Stadt 10.687 Einwohner (136 Soldaten) , an der Zinna, in 501,3 P.F.= 162,8 m. Höhe, hat 3 katholische, eine evangelische Kirche. - Bauerwitz oder Babarow, 2403 Einwohner, an der Zinna. - Flecken Tropplowitz, 511 Einwohner, am Goldbach. - Flecken Deutsch Neukirch, 1147 Einwohner, an der Troje, mit 2 Kirchen, Schloß u.s.w. - Katscher, 3606 Einwohner, an der Troje, in Preußisch Mähren.

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