Die Entstehung des Namens Schlesiens

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Beiträge zur Erklärung des Namens Schlesien.

Das ehemalige Teschener Stadtarchivs lieferte einiges Material, das eine Erweiterung der gewöhnlichen Erklärung des Namens Schlesien möglich macht.. Allgemein nimmt man bekanntlich an, der Name Schlesien stamme von Sleza her, d. h. also von dem Flusse Lohe.

Das Werk „Preußen und Polen. Der Verlauf und Ausgang eines 2000jährigen Völkergrenzstreites und deutschslavischer Wechselbeziehungen, von Alexander Wäber (München, Lehmann 1907.)“ Seite 71 sagt dazu folgendes: Die Slaven haben bei ihrem Einrücken in die Sudetenländer daselbst noch das von Ptolemäus genannte Volk der Karkonten oder eine nach ihnen benannte Landschaft vorgefunden und haben danach dem Riesengebirge seinen Namen gegeben. So haben die Slaven bekanntlich nach dem einst in Schlesien angesiedelten german. Stamm der Silinger zuerst den Fluß Sleza (Slensa) am Zobten und nachher die ganze Provinz Slesko, Sleszko — Schlesien benannt. Auf Seite 104 lesen wir, daß noch im 5. Jahrhundert Überreste der Vandalen an der Oder seßhaft waren (nach Thumann, Untersuchungen über nordische Völker.)

»Silesia rührt von der Bezeichnung des in Schlesien weithin sichtbaren Zobtenberges, ehemals Slezi genannt, und des an ihm vorbeifließenden Flüßchens der Lohe Sleza her. Slezi führt aber, wie Müllenhoff nachweist Laut für Laut und Buchstabe für Buchstabe auf ursprünglich Silingis, Slesa dagegen auf Silingia .

Auch Schickfuß (Schles. Chronik ex 1625.) (IV. Kap. 1) bringt diese Ableitung. Bei ihm heißt dieser Fluß Schleso. Aber er macht uns auch mit einer andern Etymologie bekannt indem er auf einen gewissen Münsterus und dessen Cosmographia hinweist. Münsterus sagt in seiner Kosmographie (lib. 5, cap. 463, fol. 1322), der Name Schlesien komme von dem Namen eines Königs Schleso.

Auch gibt es Ableitungen des Namens Schlesien der eine Verbindung zu »sich einschleichen« herstellt. Es kann also auch gedeutet werden daß sich in Schlesien verschiedene Völker eingeschlichen haben. Von diesem Schleichen erhielten die Schlesier den Namen Slesitae. Diese Etymologie - das kann wohl nicht geleugnet werden hat viel für sich. Auch Dubravius lib. 8, Fol. 81 schließt sich dieser Erklärung an; sagt er doch: Slesitas dictos (esse) a serpeno, quod veluti inserperent paulatimque irreperent.

Noch eine Stelle spricht für die angeführte Ableitung. Ich fand nämlich auch ‚den Vermerk, Silesii wäre ein polnisches Wort und hieße so viel wie convena, d.h. die Zusammengekommenen. Schickfuß wendet sich aber gegen die Ableitung von »sich einschleichen«, somit auch gegen die von convenae, in dem er darauf verweist, das Land habe schon vor 1333 p. Chr. Schlesien geheißen. Tatsache ist, daß Schlesien der Ausgangspunkt und das Ziel mancher Wanderungen gewesen ist. Wir wissen, daß einst Lygier, Quaden und andere Völker in Schlesien saßen. Diese wanderten während der Völkerwanderung nach Südwest und im Gebirge verblieben Germanen. Im 6.Jahrhundert kamen Slaven ins Land und vermischten sich mit den Germanen. (Darüber klärt Al. Wäber auf in seinem Werk: Preußen und Polen.)

Hiezu füge ich eine Stelle aus der Historia orbis terrarum geographica ei civilis, (Ex MDCIIC Francofurii ei Liptiae apud Henr. Job. Meyeri haered. et Godofr. Zimmermann.) eine Stelle, die mir für die Ableitung von »sich einschleichen« ziemlich wertvoll zu sein scheint. Kap. IX, S.350 heißt es:

»Gothis Bonis subjungemus oppositos nomine tamen tantum Quatos h. (eißt) malos viros. Horum mentio in historiis Romanis passim maxime autem circa tempora Antonini philosophi fueruntque v e t er es Silesii, qui quoniam Romanorum jugem ferre recusabant, ab us Quadi dicebantur heiß - böse und zornig als ehrlichen Soldaten gebühret aeque ac alias etiam Barbaros dicere solebant, qui imperio ipsorum se submittere detrectabant. Seyn diejenigen gewesen, welche als Soldaten neben den Marckmännern in der Gräntze wohnende sich immer mit dem Feinde schlagen und jagen müssen, massen si bald diß — bald jenseits der Donau sich mit den Römern rumb gekratzet und dannenhero generali nomine Quaad d. i. böse Kerls nicht sowohl wegen einiger bösen Laster, sondern daß sie sich wenn si zu zorn und Quaad und böse zu seyn verursachet worden, das ist wenn man ihnen ihre Marck und gräntze antasten wollen, wacker wehreten und rumb schlugen genennet worden, da hergegen die andere gute Deutschen, welche damahls mitten in Germania magna stille u. ruhig gesessen, zumahl aber wegen der Justitz einen guten Nahmen hatten die Gotten oder Goden d. i. gode Leute, gute, fromme Leute tituliret worden.«

Und bei Schickfuß K. IV lesen wir: Nachdem dis Land durch der einwohnenden Völcker stet wehrende Umbwechselung und Fortreisen und durch vielseitige Kriege und Attilae Tyranney gantz erschopffet, haben es die Sarmatae weiche von Henetis ( ihren Ursprung nehmen, nachdem sie aus den mitternächtischen Landen da jetztund die Moscawitter wohnen, herausgezogen, genommen. Sehr wichtig für die Meinung, der Name Schlesien sei polnisch und Silesii wäre gleichbedeutend mit convenae, ist das folgende, was ich bei Henelius ( Silesiographia ex 1613, Francofurti Typis Joannis Bringen.) ) fand, u. zw. im 1. Kapitel. Da heißt es:

Silesia olim fuisse habitatam Quadis. Quadis suecesserunt Slavi gens Sarmatica generali nomine Poloni sive a Pole, quod vocabulum plariiciem et venationem significat eo q‘ plana majori ex parte et venationibus exercendis opportuna sit provincia site a p o 1 o, Aquilonio nirniruni, cui regio subjecta sive denique a primo duce auctoreq suo Lecho vel Lache, quasi Pol a - chi quomodo ipsi se adpellant, nuncupati. Quae Silesiae nominis originatio variae sunt opiniones. Ut Silesii siveSlezaci quasi convenae dicantur linqua polonica.

Man kommt nicht umhin, zu bemerken, daß mir diese Ableitung die zusagendste sei. Leider vermag ich sie - fern jeder größeren Bibliothek - nicht so zu stützen, wie es notwendig wäre. Schickfuß leitet den Namen Schlesien d. h. Silesia auch noch von EIysa ab, nämlich von einem Sohne Javans. Wer dieser Javan gewesen, ob eine historische Persönlichkeit oder eine Sagengestalt, das herauszubekommen, war bisher nicht möglich.

Wenn man die Etymologie des Namens Schlesien bespricht, muß auch der Faselei gedacht werden, welche besagt, das Wort Schlesier bedeute soviel wie »Eselresser« Von der Faselei war teilweise schon in dem Aufsatz »Die Schlesierin nach Berichten des XVII. Jahrhunderts«die Rede. Zitierte man doch dort folgendes königliche Ratsurteil der Stadt Breslau:

Esto Asinum quondam deglutivisse Silesos
Obycere ut Slesis ille vel iste solet.
Ast asini cerebrum non glutivisse Silesos
lnviti proceres Regis et acta docent.
Hinc et sunt adeo cautique catique Silesi
UI vincant alios dexteritate viros.

Heute bin ich in der Lage, darüber mehr zu bringen. Es wird also erzählt, die Vorfahren der Schlesier seien sehr einfältige Leute gewesen und hätten noch nie einen Esel gesehen. Einst schossen sie einen in Zobtens (Viel Interessantes über diesen Zobten berichtet Schickfuß III. Kap. Bei Henelius heißt es: Zottensis mons castellum olioi habuit impositum, cujus quod latruncu]is receptaculuni praeberet. Ferner heißt es da: Gigantaeus mons der Schlesier Wetterzeiger quod idem Za botho monti ab altis tribuitur. Vicinae hinc gentes oracuia certa tutorae tempestatis habent.

Üeber den Zobten sei hier nur folgendes noch vorgebracht: Er hat seinen Namen dannen hero überkommen per campos omnes quod concomitetur euntes daß er den Reisenden oder Wandersleuten gleich n a c h z o t t et und sich in diesem Lande weit und breit sehen lasset, zu Latein Asceburgiurn bey dem Pto]omaeo sonst Zabothus mons Zotensis Silensis oder Silentius welchen letzten Namen der Eremita Paneratins Vulturinus Hirspergensis in seinem carmine de Silesia so schön für 100 Jahren nemlichen anno 1506 zu Padua publiciret gantz lieblich eingeführet.)

Nähe und brieten ihn, in der Meinung, es sei ein großer Hase, und »haben ihn zu Bressel (d. h. zu Breslau) aufgefressen«. Gegen diesen boshaften Tratsch tritt Schickfuß sehr energisch auf. Verehrten doch die Schlesierdie Diana und waren sie doch passionierte Jäger. Solchen dürfe man doch eine solche zoologische Unkenntnis nicht imputieren. (Ich bemerke hiezu, daß sich die Angabe »sie verehrten die Diana« also nur auf die Zeit vor 965 p. Chr. beziehen kann. In diesem Jahre wurde Schlesien christlich.)

Ferner weist er zur Entkräftung der Faselei von der Dummheit der Schlesier mit Recht auf die hervorragenden ingenia der Schlesier hin. So gut veranlagten Menschen dürfe man doch nicht nachsagen, sie hätten einen Esel als Hasen verzehrt

Von diesen ingenia der Schlesier spricht bereits dem Aufsatz über »Die Schlesierin nach Berichten des XVII. Jahrhunderts«Gingen doch auch ziemlich viele hervorragende Männer aus dem Lande hervor und verbreiteten doch die Schulen auch in der Masse des Volkes in recht beachtenswertem Maße nicht nur Zucht und Ordnung, sondern auch Wissen. Ich will bei dieser Gelegenheit noch einiger Männer gedenken, die sich durch ihr ingeniuni hervorragend gemacht haben. Vielleicht verdienen sie es, der Vergessenheit entrissen zu werden. Da nenne ich zunächst die Schriftsteller Georg Anton Volkmann, phil. u. med. Dr., auch practicus zu Liegnitz. Schrieb eine Silesia subterranea. Ferner zu nennen (nach Schickfuß IV, (Ex 1720, Leipzig, Verl. Moritz Georg Weidmann. (Univ.-Bibl. i. Wien) ein gewisser Martin Helwig, der Verfasser einer Mappa des Landes Schlesien.

Ferner nenne ich mehrere Dichter, die auf Henelius Gedichte gemacht haben. Es sind folgende Männer: (Alle entnommen aus Henelius.)

1. Mathias Bilizer a Bilitz, J. U. D., Consiliarius et Vice-Cancellarius Brandenburgicus in aula Jaegerndorfensi.
2. Georgius Schönborner, Silesius, phil. et J. U. Dr. , Consil. et Cancell. Zollerinus.
3. Joannes Feschius Vratisl., J. U. D.
4. Caspar Cunradus, Sil., phil. et. med. Dr.
5. Daniel Venediger, J. Cand.

Ferner ist zu nennen Joannes Montanus aus Striegau, Kaiser Rudolfs II. Leibrriedikus; er wird auch Joh. Scultetus Montanus genannt Er hat 1568 die Terra sigillata Strigensis entdeckt und mit ihr viele Leute kuriert.

Endlich zu nennen von den 4 freien Standesherren Schlesiens der Johann Ulrich Schaffgotsch auff Trachenberg, ein stattlicher freudiger und tätiger Herr, welcher dem allgemeinen Vaterlande in hohen occassionen sehr viel wird dienen können, massen er solches unterschiedlichen mit unsterblichemRuhm und Lob allbereits trewlich erwiesen. Ich könnte noch mehrere Herren mit hervorragendem ingeniuni namhaft machen, kehre jedoch zu der Eselfressergeschichte zurück.

Die Bezeichnung Eselfresser entstand keineswegs auf venatorischer, sondern moritanistischer Grundlage und ist nichts anderes als ein Spottna m e, den eifersüchtige Ausländer den Schlesiern gegeben haben. Dieser Spottname ist nämlich von einer Goldgrube, die der goldene Esel genannt wurde und beim Reichstem lag, abzuleiten. Die Schlesier wollten diese Grube allein ausbeuten und bewachten sie daher sorgsam. Deshalb wurden sie von den neidischen Ausländern die Eselfresser genannt. Auf dieses HänseIn beziehen sich folgende lateinische Stellen. Schickfuß IV, bringt ein überaus bissiges Distichon folgenden Wortlautes:

Dicis, Grille, asinos Silesia devorat omnes.
Si verum est, ne te devoret illa, cave.

Ein gewisser Georgius Tillenus bringt folgende Verse:

Esores Asini quendam dixere Silesos
Causa rei quae sit quaestio nata fuit.
Mons prope Reichsteinum est auro divesque fodinis.
Aureus hinc Asinus nomine dictus erat
Has quia Silesi solum tenuere fodinas
Esores Asini sint quasi nomen habent.

Endlich ist auf einen gewissen Dr. Valentin Franck hinzuweisen. Der hat am 23. August 1610 zu Frankstein ein vornehmes „Panqueth“ gehalten. Bei demselben entstand folgende Elegie (nach Schickfuß):

Quaeritis inter vos? Cur gens antiqua Silesos
Dicat Asellivoros conditione pares?
Reichstenidam in terris auto meliore fodina
Dives et hac Asini nomine clara fuit.
Illam nostrales peregrinis undigs (undique) pulsis
Cum peterent nisu fervidiore patres:
Inde voratores asini undigs dicti
Tempora quod Slesis nomen ad ista manet.

 

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