Sagen und Märchen aus Schlesien
Der Teufelsbader
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Als Jägerndorf unter die Herrschaft der Markgrafen von Brandenburg gekommen war, mußten die Minoriten das Kloster räumen. Man beschloß, die Marienkapelle des Minoritenklosters in eine Schenke umzuwandeln und zwar sollte sie gleich den ersten Abend nach dem Abzuge der Ordensbrüder dazu eingerichtet werden. Besonders tätig dabei war der Hoftischler des Fürsten.
Für's Erste wurden die Heiligenbilder heruntergerissen und verbrannt, nur ein Bild, welches die Mutter Gottes mit dem Jesukindlein vorstellte, entging diesem Schicksale. Die ganze folgende Nachtswurde in den Räumen der Kapelle gezecht. Erst als der Morgen graute, entfernte sich die Menge bis auf den Hoftischler, der vom Genusse des Weines so sehr betäubt war, daß er in der Kapelle zurückbleiben mußte. Er lag nahe an der Stelle, wo sich der Hochaltar befunden hatte. Des Morgens kam nun ein altes Mütterchen aus dem nahen Krotendorf, um der Messe in der Kapelle beizuwohnen und fand den aus seinem 'Schlafe erwachenden Tischler, in seiner Nähe das entweihte Bild. Da entflammte das alte Weib vor Zorn, so daß sie den Fluch gegen ihn ausstieß, er möge solange als lebendiges Skelett auf der Erde umherwandeln, bis das Bild die Weihe wieder erhalten. Von dieser Zeit an irrte er unstet umher und sehnte sich nach Erlösung.
Der von Gewissensbissen gefolterte Hoftischler erkor sich eine Höhlung der erwähnten Kuppe zum Aufenthaltsorte. Seine Beschäftigung dort war, Kräuter zu suchen, daraus heilsame Salben zu bereiten und damit das Landvolk der Umgebung und dessen krankes Vieh zu heilen. In eigener Person ließ ersich nie blicken, sondern legte die Heilmittel auf einen bestimmten Ort, wo sie die Leute abholten. Seine Salben hatten wunderbare Heilkraft und dies veranlaßte das Landvolk, den Unbekannten den Teufelsbader zu nennen, weil man annahm, er stehe mit dem Teufel in Verbindung. Volle hundert Jahre mußte der fleischlose Teufelsbader schmachten, bis die Stunde der Erlösung herankam.
Die Minoriten waren nämlich nach Schlichtung der Religionsstreitigkeiten nach ägerndorf zurückgekehrt, sie erfuhren des Unglücklichen Schicksal, hatten Mitleid mit ihm und trafen Anstalten, ihn zu erlösen. Der Vorsteher des Klosters suchte den Teuselsbader in seiner Höhle auf, unterwies ihn in der römisch-katholischen Religion und bewog ihn, die Beichte abzulegen. E wurde sodann auf dem höchsten Punkte des Burgberges eine hölzerne Kapelle errichtet, das Muttergottesbild in derselben aufgestellt und eingeweiht. Sobald dies geschehen, starb der Teufelsbader. Einer anderen Sage zufolge zog der Teufel eines Tages mit dem Bader Mühle und rollte ihn, nachdem derselbe das Spiel verloren, in einem inwendig mit Messern besteckten Fasse von der Höhe herab, woher auch der Name ,,Baderspiel«.